ISBN-13: 9781497517035 / Niemiecki / Miękka / 2014 / 442 str.
ISBN-13: 9781497517035 / Niemiecki / Miękka / 2014 / 442 str.
In funf umfanglichen Banden eroffnet sich dem Leser ein Panorama menschlicher Irrungen und Wirrungen, Sehnsuchte und Begluckungen, nachhaltiger Beschadigungen und lebenslanger Heilungsversuche, erzahlt mit Witz und Biss - ein vielschichtiges gesellschaftskritisches Epos der deutschen Gegenwartsliteratur mit weitem Horizont und hintergrundiger Ironie, fesselnd und voll zarter Poesie. Bis zur letzten Zeile bleibt das Geschehen in der Schwebe zwischen schmerzlicher Vergeblichkeit und dem Prinzip Hoffnung, erzahlt mit einem Augenzwinkern und befreiender Ironie. Achtzehnjahrig hat Sperling in einem selbst gemalten Bild dem Tod ein Gesicht gegeben. Jetzt, im Alter, wird sein Eintagsmensch zur mahnenden Chiffre der Verganglichkeit und zum Symbol der Nachtseite des Lebens. Durchweg ist die Verganglichkeit gegenwartig, sei es in der Ausweitung der geschichtlichen Perspektive oder des Blicks in kosmische Weiten, sei es im Dialog mit den groen Geistern der Weltgeschichte, bei denen Robert Sperling Zuflucht sucht in seinen Noten, bevorzugt bei Goethe, seinem Geheimen Rat. Wider Erwarten begegnet ihm in Jana, einer vierzehn Jahre jungeren Journalistin, nun doch noch die erhoffte groe Liebe. Acht Jahre seines Lebens setzt er an diese Leidenschaft - ein ebenso aufwuhlendes wie nervenaufreibendes Auf und Ab ungewohnlicher Glucksmomente und demutigender Erniedrigungen - eine faszinierende Liebesgeschichte abseits des Ublichen, glaubt Sperling sich doch endlich am Ziel seines lebenslangen Sehnens, wahrend er sich zugleich in unauflosliche Widerspruche verstrickt. Amour fou oder Schlussel zur Selbsterkenntnis? Einerseits erkennt er die Fragwurdigkeit seiner Einlassung, andererseits ruhrt sie an bislang Unbewusstes seiner Einstellung zu Frauen. In einem leidenschaftlichen Pladoyer verteidigt Sperling die inspirierende Kraft kreativer Sinnlichkeit und erotischer Faszination gegen engstirniges Vernunftgehabe und moralisierende Voreingenommenheit. Zugleich werden nun die Dialoge mit Karl zu einem Vexierspiel, sodass am Ende offen bleibt, ob sich hinter seinem Namen lediglich die Kunstfigur einer inneren Reprasentanz des Erzahlers verbirgt. Es kommt zu entwurdigenden Szenen, die Sperlings vermeintlich groe Liebe zur Farce und Selbsttauschung verkommen lassen. So wird ihm das banale Ende zum Anlass, die noch verbleibende Zeit zu nutzen, um gegen die Nichtigkeit des Lebens und die groe Verganglichkeit anzuschreiben und seinem Dasein einen Rest an Bedeutung zu geben, schwankend zwischen besessener Schreiblust und qualenden Selbstzweifeln. Ein letzter groer Dialog diskutiert die Absurditat der menschlichen Existenz. Der Ich-Erzahler schreibt aus der Sicht eines staunenden Betrachters des kuriosen Welttheaters, ebenso distanziert wie fasziniert. Und so endet Sperlings gro angelegte Geschichte im Hinblick auf die Fragwurdigkeit des menschlichen Daseins ohne Groll und Verbitterung in unaufgeregter Gelassenheit und nachsichtiger Melancholie.