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Die Besonderheit des Buches besteht in der originellen Perspektive beider Autoren, die sich über Jahrzehnte im gegenseitigen Austausch entwickeln konnte.
Annette Simon arbeitete von 1975 bis 1991 in einer psychiatrischen Klinik in Ostberlin. Seit 1992 ist sie niedergelassen in freier Praxis, seit 1996 als Psychoanalytikerin. Die Autorin ist Lehranalytikerin der Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie Berlin (APB).
Stand: 09.2014
Jan Faktor, freischaffender tschechischer Schriftsteller; seit 1978 in der DDR als Kindergärtner, Schlosser, Übersetzer tätig und in der inoffiziellen Literaturszene engagiert.
Aus einem Artikel in der Berliner Zeitung anlässlich der Döblin-Preisverleihung 2005 an Jan Faktor:
Positives aus dem Dichtergarten des Grauens
Keine Romane! Der experimentelle Autor Jan Faktor erhält den diesjährigen Alfred-Döblin-Preis. Sollte ich mein eindrücklichstes Bild von Jan Faktor beschreiben, so wäre es wohl das: Mitte der neunziger Jahre sehe ich vom Balkon der damals noch am Majakowskiring ansässigen Literaturwerkstatt aus im Garten diesen schmalen Mann, wie er, eben noch mit Rollschuhen seine Runde auf der Bühne drehend, plötzlich in den Liegestütz ausweicht und das Gewicht so ausbalancierend, dass sein Körper nur auf den Armen zu schweben scheint - seine Texte vorliest. Ich hatte sämtliche Protagonisten der Prenzlauer-Berg-Szene bis dahin für ausgesprochen unsportlich gehalten. In diversen Abhandlungen, die über den literarischen Underground der achtziger Jahre in der DDR geschrieben wurden, wird der Name Jan Faktor in einem Atemzug mit Stefan Döring und Bert Papenfuß genannt. Jan Faktor war der "Schalksnarr" (Adolf Endler) der Szene. Seine seriellen Texte über einen Mann namens Georg gerieten im Vortrag zu Performances, die mitunter solange dauerten, wie die Stimme durchhielt. Sie betrachteten den deutschen Wortschatz quasi von außen. Faktors Muttersprache ist Tschechisch, die Großmuttersprache Deutsch. "das Zukünftige wird immer zukünftiger/das Sorgende immer sorgender/ und/ das Hiesige immer hiesiger", hieß es in dem 33-seitigen Text "Georgs Sorgen um die Zukunft" von 1982/83, der sowohl mit der Grammatik als auch mit der Sucht nach Übertreibungen in einer ideologisierten Sprache spielte.
Der 1951 in Prag geborene Jan Faktor war der Liebe wegen 1978 nach Deutschland gekommen. Daraus wurde eine Partnerschaft seit 28 Jahren ist er mit der Psychoanalytikerin Annette Simon verheiratet. Sie haben gemeinsam Texte aus dem Tschechischen nachgedichtet, anfangs auch die Faktors, und 2000 den gemeinsamen Essayband "Fremd im eigenen Land" veröffentlicht, eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, deren gemeinsamer Kulminationspunkt die Ereignisse des Prager Frühlings 1968 sind, die Jan Faktor als Siebzehnjähriger vor Ort erlebte. Eine Anpassung an die danach herrschenden Verhältnisse war ihm nicht mehr möglich. Ein Studium der Datenverarbeitung brach er nach drei Semestern ab und arbeitete in diversen Jobs, unter anderem zwei Jahre als Lastenträger in den slowakischen Bergen. Bis 1989, als der Band "Georgs Versuche an einem Gedicht und andere positive Texte aus dem Dichtergarten des Grauens" in der Reihe "Außer der Reihe" des Aufbau-Verlages erschien, hat sich Faktor fast ausschließlich in der inoffiziellen Literaturszene engagiert und sie nicht nur durch seine experimentellen Texte, sondern auch durch Manifeste und "Selbstbesudelungen" bereichert und schon 1987 eine radikale Selbstüberprüfung der unabhängigen Literatur gefordert, lange vor den Auseinandersetzungen um die Stasiverstrickungen des Untergrundes von 1992. Im Jahr 2000 hat er sich in seinem Aufsatz "Warum aus uns nichts geworden ist. Betrachtungen zur Prenzlauer-Berg-Szene zehn Jahre nach der deutschen Einheit" noch einmal selbstkritisch zu Wort gemeldet. "Wenn man sich den heutigen Zustand der Szenerie anschaut, müsste folgende nüchterne Generalisierung erlaubt sein: ALLES IST BEIM ALTEN GEBLIEBEN. Damals befanden sich die sogenannten Prenzlauer-Berg-Autoren außerhalb des offizielle Geschehens, heute sind sie am Rande oder unterhalb der Schwelle, an der die großen oder größeren Verlage sie hereinzubitten gewillt sind." Der Grund ist nach Faktor die Missachtung der Leser durch die Autoren. Nach "einem Jahrzehnt (und mehr) der Rebellions-Pflege und ihrer Vervollkommnung" könne man die "eingeübten Kampf- und Abwehr