ISBN-13: 9783824441723 / Angielski / Miękka / 1995 / 374 str.
ISBN-13: 9783824441723 / Angielski / Miękka / 1995 / 374 str.
Mit Beginn der neunziger Jahre lassen sich auch in Deutschland verstarkt bedenkliche Auswirkungen des Bemuhens um "politische Korrektheit" registrieren. Was als Antidiskriminierungsstrategie gedacht war und gesell schaftliche Minderheiten schutzen wie auch sozial Benachteiligten helfen sollte, entpuppt sich unversehens als Sprachregelungsanspruch, wenn nicht gar als Denkverbot und fuhrt haufig zu vorauseilender Selbstzensur. Die Gefahr besteht insbesondere dann, wenn historische Analysen der Entstehung und Entwicklung sozialer und politischer Bewegungen zu Zwecken der Traditionsstiftung missbraucht werden. Mit (un)schoner Regelmassigkeit werden die dunklen Kapitel verdrangt, es wird geklittert und abgeleugnet. Eine Legende entsteht. Dieses Buch leistet einer Legendenbildung um Ursachenzusammenhange der Frauenbewegung nicht nur keinen Vorschub, es thematisiert ausdrucklich jene Diskrepanzen, Ambivalenzen und Widerspruche der scheinbar unvertraglichen Kombination rassenhygienisch-eugenischen und frauenemanzipatorischen Denkens der als "Radikale" bezeichneten 'linken' Gruppierung der Ersten deutschen Frauenbewegung. Um die Amalgamierung fortschrittlicher frauenpolitischer und konserva tiv-rassistischer Elemente in der Position der "Radikalen" schwerpunktma- Vorwort 10 ssig am Beispiel Helene Stockers analysieren zu konnen, werden vorab auch heute heftig umstrittene Themen des rassenhygienisch-eugenischen Diskurses erortert. Nach der Darstellung der historischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Grundlagen von Rassenhygiene und Eugenik und ihrer Entwicklung in Wilheminischer Zeit und in der Weimarer Republik wird im Gegensatz zur weit verbreiteten Sichtweise der soziologische Hintergrund des ublicherweise einseitig als biologistisches Legitimationsmuster etikettierten Sozialdarwinismus betont und der Nachweis des Wissenschaftschaftscharakters von Rassenhygiene und Eugenik gefuhrt. Nach der Rekonstruktion des Zusammenwirkens dieser Wissenschaften mit Sozialpolitik, Sozialkontrollinstanzen und Gesellschaftspolitik als moderner Form von Herrschaftsausubung erfolgt eine Darlegung der gesellschaftssanitar-"ausmerzenden" Zielsetzungen im Rahmen der politisch fortschrittlichen Gesundheitspolitik."