ISBN-13: 9783110208467 / Angielski / Twarda / 2011 / 914 str.
Fragmente gelten gewohnlich als Reste oder Uberbleibsel untergegangener Kulturen; aber auch als Bruchstucke unvollendeter Kunstwerke haben sie Geltung erlangt. In der Romantik jedoch gewinnt das Fragment den Status einer autonomen Kunstgattung, die nicht mehr auf eine verstummelte "Ganzheit" zuruck-, sondern auf eine kunftige Vollendung hindeutet. Friedrich Schlegel unterscheidet "Fragmente aus der Vergangenheit" von "Fragmenten aus der Zukunft," die er "Projekte" nennt und als "Fermenta cognitionis" begreift; und Novalis bestimmt die "revolutionairen affichen" - so bezeichnet er seine Fragmente - als "Anfangssatze" oder "Stosatze," die verbluffen und irritieren sollen. Sie beanspruchen nicht die Geltung vollendeter Sentenzen und Aphorismen, sondern bleiben bewusst provisorisch, um den Leser, als "erweiterten Autor" (Novalis), zum Weiterdenken anzuregen. Das historische und politische, das religiose und philosophische sowie das wissenschaftliche Umbruchsbewusstsein der Zeit fordert eine fragmentarische Schreibweise, die der fruhromantischen Literatur eine spezifische Ausdrucksform verleiht. Sie wirkt weiter und bestimmt mageblich die Kunst der Moderne, in der das vollendete, abgeschlossene Werk fragwurdig geworden ist. Der Band ediert fragmentarische Texte der wichtigsten Vertreter der Romantik und versieht sie mit einem ausfuhrlichen Kommentar.