ISBN-13: 9783322826732 / Niemiecki / Miękka / 2014 / 160 str.
Es hat Epochen und Kulturraume gegeben, da fuhrten die Jahreszeiten, der Clan, die Dorfgemeinschaft, der Stand, die Kirche und der Staat den einzelnen. Vom Platz, an dem man geboren war, gab es oft lebenslang kein Entrinnen. In einer Umgebung, in der Ordnungen als naturgegeben und Hierarchien (griechisch: "hieros" = "heilig" und "archein" = "herrschen") als heilig und gottgewollt anerkannt sind, stellt sich die Aufgabe der Selbstfuhrung nicht. Der einzelne wird von auen gefuhrt. Wenn sich Hierarchien aber zunehmend als unheilig und Ordnungen als anderbar erweisen, wenn alte Strukturen oder Mastabe sich uberleben und fragwurdig werden, sinkt die Bereitschaft, sich durch sie fuhren zu lassen. Das war und ist kollektiv oft der Anla zu Revolutionen. Da sich aber gezeigt hat, da auch Revolutionen die Menschen nicht wirklich befreien, sondern meist nur eine unheilige alte Herrschaft durch eine unheilige neue ersetzen, sinkt auch die Bereitschaft, sich uberhaupt von auen fuhren zu lassen. Der einzelne erlebt sich statt dessen auf sich selbst zuruckverwiesen und stellt sich die Fragen, wie er sich verhalten soll, wie er leben soll, was richtig und was falsch ist, heutzutage lieber selbst. Das eigene Verhalten und der eigene Weg werden so zum Problem und zur Aufgabe der Selbstfuhrung.