ISBN-13: 9781402054334 / Niemiecki / Twarda / 2007 / 404 str.
"Erfahrung und Ausdruck" zeichnet in detaillierten Untersuchungen einen Umbruch innerhalb der Phanomenologie nach, der bereits bei Husserl einsetzt, sein eigentliches Gewicht aber erst bei spateren Nachfolgern wie Merleau-Ponty und Richir, Levinas und Waldenfels, Marion und Ricoeur erhalt. Die Phanomenologie unserer Zeit halt sich kaum mehr allein an die Innenbetrachtung der Erlebnisse eines Ichsubjekts; sie kehrt vielmehr Sinnbildungsprozesse hervor, die nicht in einer Sinngebung durch das Bewutsein aufgehen, sondern fur das bewute Subjekt unverfugbare Momente ans Licht bringen. Das fuhrt notwendig zu einer Neubestimmung des Verhaltnisses von Erfahrung und Ausdruck: Ein als Ort spontaner Sinnbildung verstandenes Erfahrungsgeschehen lat sich nicht in ein begrifflich-kategoriales Netz vorgefundener Bedeutungen einbinden, sondern verlangt zwingend nach einem "schopferischen Ausdruck" (Merleau-Ponty). Der so verstandene Ausdruck der Erfahrung macht wiederum eigentumliche, weil von vornherein ausdrucksbedingte Erfahrungen moglich. Die Erfahrungen, die man mit dem sprachlichen Ausdruck in der fungierenden Rede, mit der fremden Sinnesauerung im responsiven Verhalten, mit den erzahlerischen Formen in der Reflexion auf die eigene Lebensgeschichte und im Umgang mit der Literatur macht, gehoren wesenhaft zu den Untersuchungsgegenstanden einer Phanomenologie, die sich nicht einfach als eine Beschreibung und Zergliederung der Erlebnisse versteht, sondern Anspruch darauf erhebt, als denkerischer Ausdruck der Erfahrung zu gelten.