ISBN-13: 9786204334486 / Niemiecki / Miękka / 64 str.
Gesundheit ist ein Schnittstellenkonzept, das es dem Menschen ermöglicht, die Welt zu lesen und sich selbst als biologisches Subjekt zu verstehen. Dies ist einer der Gründe, warum die heutige Gesellschaft die Gesundheit als eine wesentliche Dimension des menschlichen Wohlbefindens ansieht. Eine große Mehrheit der Menschen ist der Ansicht, dass Gesundheit, ebenso wie Krankheit, die Eigenart hat, den Eindruck zu erwecken, es handele sich um einen bestimmten Zustand oder eine bestimmte Sache, d. h. um eine objektive Realität. Aus diesem Grund kann man versucht sein, die Gesundheit auf die Seite der Norm (Normalität) und die Krankheit auf die Seite ihres Gegenteils, d. h. des Pathologischen, zu stellen. Dadurch erscheint die Gesundheit als ein stabiler und nahezu vollkommener Gleichgewichtszustand, der beeinträchtigt wird, sobald der Körper von irgendeiner Pathologie betroffen ist. Georges Canguilhem (1904-1995) stellt treffend fest, dass Gesundheit kein "Normalzustand" ist, sondern eine individuelle Fähigkeit zur Anpassung an die Veränderungen der Umwelt. Gesundheit ist kein makelloser Zustand, keine perfekte Ordnung, die frei von Variationen ist. Für ihn ist Gesundheit gleichzeitig eine aktuelle und eine potenzielle Anpassung. Sie ist eine "biologische Normativität", die zwischen dem Normalen und dem Pathologischen schwankt.