1. Einleitung.- 2. Ehe um 1800 – zwischen Vertrag und Sakrament.- 3. Manzoni – Recht und Roman.- 4. Zwischen Märchen und Roman – Goethes Ehe-Experimente.- 5. Romane vor Gericht – Notre-Dame de Paris und Madame Bovary.- 6. Schluss.- Literaturverzeichnis.- Personenregister.
Dagmar Stöferle ist Privatdozentin am Romanistischen Institut der LMU München.
Es gibt eine Vorgeschichte des Ehebruchromans, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem gesamteuropäischen literarischen Paradigma wurde. Im Zuge der Französischen Revolution entsteht eine säkulare Ehegesetzgebung, die einen metaphorischen Überschuss produziert, der bis heute wirksam ist. „Ehe als Nationalfiktion“ zeichnet rechtshistorisch und anhand kanonischer literarischer Texte von Rousseau über Goethe und Manzoni bis hin zu Hugo und Flaubert nach, wie die Ehe um 1800 zu einer Reflexionsfigur für den modernen Nationalstaat werden konnte. Zugleich werden Recht und Literatur für eine historische Semantik von Gesellschaft und Gemeinschaft fruchtbar gemacht.