ISBN-13: 9783050050614 / Niemiecki / Twarda / 2011 / 284 str.
Auf der lykischen Halbinsel im Sudwesten der heutigen Turkei prasidierte in der Zeit des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. jahrlich ein Bundespriester des Kaiserkultes, der Archiereus, dem lykischen Bund, einem festen Zusammenschluss lykischer Stadte. Er war auch der wichtigste Ansprechpartner der romischen Statthalter und kaiserlichen Procuratoren in der Provinz. Nach seiner Amtszeit blieb das hohe Ansehen des Bundespriesters bestehen. Die ehemaligen Archiereis, ihre Familien, Heimatstadte und andere lykische Gemeinden machten das gewonnene Prestige fur reprasentative Zwecke nutzbar. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass die meisten verfugbaren Informationen zu den Bundespriestern inschriftlich uberliefert sind. Bisherige Untersuchungen haben diese Wandlungsprozesse von der hellenistischen Zeit bis in das 3. Jahhrundert n. Chr. nicht berucksichtigt. Sie beschranken sich fast ausschlielich auf eine Analyse von Einzelfragen, etwa nach dem Verhaltnis der kaiserzeitlichen Titel Archiereus und Lykiarch zueinander oder nach den Beziehungen einzelner Bundespriesterfamilien. Die vorliegende Studie geht daher diachron der inschriflichen Reprasentation des obersten Bundesamtes nach. Sie untersucht jedoch nicht nur seine historische Entwicklung, sondern setzt auch die Uberlieferung in Beziehung zu den relevanten Akteuren der Kaiserzeit, d.h. Familie, Stadt, Statthalter und Kaiser. Der systematische Teil wird erganzt durch einen Abschnitt zu den unterschiedlichen Kompetenzen des amtierenden Bundespriesters, aber auch seines weiblichen Pendants, der Archiereia. Daruber hinaus werden weitere Funktionen der Archiereis und ihre Bedeutung im Reprasentationsverhalten untersucht. Erstmals liegt damit ein systematischer Katalog der lykischen Bundespriester vor. Die Ergebnisse der Arbeit liefern ein umfangreiches Bild der hellenistisch-kaiserzeitlichen Elite Lykiens, der gesellschaftlichen und politischen Eigenarten gegenuber anderen Regionen des romischen Reiches, aber auch der Integrationsfahigkeit der lykischen in die kaiserzeitliche Gesellschaft. Die Studie tragt damit zu einem besseren Verstandnis der griechisch-romischen Sozialgeschichte bei.
"Zusammenfassend lässt sich sagen, daß die Arbeit durch ihre vorzügliche Materialkenntnis besticht [...]." Martina Pesditschek in: Informationsmittel (IFB), 6.10.2011 (http://ifb.bsz-bw.de/bsz34035285Xrez-1.pdf)