ISBN-13: 9789051836509 / Niemiecki / Miękka / 1994 / 232 str.
Der Triestiner Vittorio Benussi (1878-1927), Mitglied der Grazer gegenstandstheoretischen und psychologischen Schule um Alexius Meinong, war einer der bedeutendsten Experimentalpsychologen seiner Zeit. Seine Pionierleistungen auf dem Gebiet der experimentellen Gestaltpsychologie gerieten jedoch bald durch die fortschreitende Durchsetzung der Berliner Schule der Gestalttheorie in Vergessenheit, so daß sein Werk bis heute weitgehend unbekannt geblieben ist.
Benussis wissenschaftliche Tätigkeit, die sich durch eine streng experimentelle Vorgangsweise auszeichnet, erweist sich rückblickend als fruchtbarer Anknüpfungspunkt für die zeitgenössische Kognitionswissenschaft. Dies ermöglicht eine Neubewertung seiner wissenschaftlichen Arbeit und jener aktpsychologischen Tradition, der er angehörte. Benussis Untersuchungen nehmen ihren Ausgangspunkt in der Voraussetzung der Intentionalität des Psychischen. Seine Arbeiten thematisieren das Problem des subjektiven Eingriffs in die Konstitution der Erfahrungsgegebenheiten, indem sie die Vorherrschaft des Subjektes über die elementaren Sinnesbedingungen betonen. In Benussis Gesamtwerk läßt sich ein einheitliches Programm erkennen: Ausgehend von der Gegenstands- und Produktionstheorie der Grazer Schule, entwickelt Benussi seinen eigenen theoretischen Standpunkt, der ihn - bewußt - der Phänomenologie Husserls nähebringt. Benussi verlagert schrittweise den Schwerpunkt seiner Forschungen von der gegenstandstheoretischen Perspektive zur Hervorhebung der latenten Subjektivität, die im Konstitutionsprozeß des Gegebenen wirksam ist.
Leben und Werk Vittorio Benussis rückblickend zu betrachten, heißt sich mit einem Klassiker der Psychologie zu beschäftigen, dessen Modernität erst in der heutigen Zeit erkannt werden kann.