ISBN-13: 9783663003281 / Niemiecki / Miękka / 1959 / 161 str.
Stille Reserven sind nicht nur zum Politikum geworden, sondern sie drohen zum Mysterium zu werden. Waren sie einstmals Ausdruck vorsichtiger Bilanzierung und wurden sie in der Folgezeit von der "Mehrheit" von Gesellschaftern, insbesondere in Aktienunternehmungen zur Verfolgung der ihr gemassen, den Interessen der "Minderheit" haufig widerstrebenden Ziele gebraucht (und nicht selten miss braucht), so sind sie seit dem Inkrafttreten des jetzt noch gultigen Aktiengesetzes von den Verwaltungen als das bilanzpolitische Mittel schlechthin betrachtet und gehandhabt worden, um die im Rahmen autonomer Unternehmungsplanung auf tretenden Finanzierungsprobleme selbst zu losen, den sozialpolitischen Auseinan dersetzungen moglichst auszuweichen und um im ubrigen den "Outsidern" den Einblick in die Lage der Gesellschaft zu verwehren oder doch erheblich zu er schweren. Motive und Ziele dieser Politik haben zu schwerwiegenden Beanstandungen ge fuhrt. Es ist Forderungen Vorschub geleistet worden, die das Gefuge unserer Wirt schaft gefahrden konnen. Dabei hat das Halbdunkel, das durch die "Geheimbuch methode stiller Reservenpolitik" erzeugt wurde, nur noch verscharfend gewirkt und sicherlich auch da Misstrauen gesat, wo vertrauensvolle Zusammenarbeit zwi schen Verwaltung, Gesellschaftern und Belegschaft notwendig gewesen ware. An passungsnotwendigkeiten auf preislichem, technischem, organisatorischem und ab satzpolitischem Gebiet, die in der Zeit nach der Wahrungsreform von 1948 um fangreiche finanzielle Reflexwirkungen auslosten, sind von den Unternehmens leitungen grosstenteils auf dem Wege der Gewinnthesaurierung, und zwar weit gehend gerade durch Bildung stiller Reserven, finanziert worden."