ISBN-13: 9783663010364 / Niemiecki / Miękka / 1969 / 164 str.
Die vorliegende Arbeit hat ausser ihrem rein informativen Wert noch insofern eine sehr spezielle Bedeutung fur die Mittelstandsforschung, als sie eine Reihe von Problemen aufweist, die nicht nur die politische Stellung gewisser mittelstandischer Gruppen, sondern vor allem ihre Selbsterkenntnis belasten. Das fuhrte in den zwanziger Jahren zu einer kritischen Entwiddung, die - speziell bezogen auf die Landbevolkerung in Schleswig-Holstein - in ihren politischen Auswirkungen schon mehrfach untersucht worden ist, (insbesondere von Rudolf Heberle und Gerhard Stoltenberg). Der Verfasser unternimmt mit Erfolg eine weitere Vertie fung dieser Ansatze, indem er sie auf das Handwerk bezieht und in der damaligen Verbands- und Tagespresse den jeweiligen Motiven fur die politischen Reaktio nen der Handwerker und auch ihrer Aktivitat im Rahmen der politischen Parteien nachgeht. Das Ergebnis ist der Aufweis einer besonderen "Wirtschaftsgesinnung" beim Handwerk, "die es scharf von der industriellen Gesellschaft und den ihr verbun denen Gesellschaftsschichten abhob." Als Vertreter einer "berufsstandischen Ord nung" fuhlten sich die Handwerker fremd zwischen den Interessenverbanden der Arbeiterschaft - den Gewerkschaften - einerseits und den Verbanden der Unter nehmerschaft andererseits. So entstand der Nordwestdeutsche Handwerkerbund als eine politische Kampf-und Abwehrorganisation des deutschen Handwerks. Theo dor Geiger hat ubrigens schon fruh die Problematik einer solchen Lage zwischen zwei Fronten hervorgehoben, von der man annehmen kann, dass sie sich unter dem Einfluss einer Wirtschaftskrise schnell radikalisieren wird. So geschah es auch nach 1929, als die Handwerker weitgehend zum Nationalsozialismus ubergingen."