ISBN-13: 9783050043777 / Niemiecki / Twarda / 2009 / 235 str.
ISBN-13: 9783050043777 / Niemiecki / Twarda / 2009 / 235 str.
Mit dem zweiten Teilband zur mittelalterlichen Glasmalerei im Bundesland Sachsen-Anhalt werden die Forschungsarbeiten zur Verglasung der ehemaligen Zisterzienserinnenkirche St. Marien in Kloster Neuendorf im Rahmen des deutschen Corpus vitrearum Medii Aevi vorgelegt. Farbtafeln und ein Abbildungsteil, der jede einzelne Scheibe in Schwarz-weiss-Fotos aufnimmt, sowie grossformatige Detailaufnahmen geben das Ensemble vollstandig wieder. Eine historische und kunsthistorische Einleitung sowie ein Katalogteil, der nicht zuletzt die Authentizitat der Scheiben klart, kommentieren den Bestand. Die Klosterkirche bewahrt noch Glasmalereien aus zwei verschiedenen Jahrhunderten. Mit insgesamt zwolf Szenen hat sich ein Christuszyklus aus der Zeit um 1360 erhalten. Fur die kunstlerisch nicht sehr professionell ausgefuhrten sechs Darstellungen der Kindheit Christi wird nachgewiesen, dass sich der Glasmaler weder an der kultivierten Liniensprache der ersten Halfte des 14. Jahrhunderts ausrichtete noch neue Stilelemente einer realistischen Formensprache aufgenommen hat. Die Autorin legt daruber hinaus dar, dass diese sechs Scheiben in der regionalen Kunstproduktion isoliert stehen und wahrscheinlich von einem Kunstler geschaffen wurden, der nicht mit internationalen Stilstromungen in Beruhrung gekommen war. Fur die Herstellung der Passionsszenen war eine ganzlich andere kunstlerische Hand verantwortlich. Dieser Glasmaler hat sich einem grundlegenden Stilwandel nicht verschlossen. Dafur waren offensichtlich Kenntnisse der Prager Hofkunst aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ausschlaggebend, wie Vergleiche mit Werken aus der Buch- und Tafelmalerei wie auch aus dem Bereich der Skulptur aufzeigen. Von der zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstandenen Verglasung des Kirchenschiffs und der Nonnenempore ist nur noch eine kleine Gruppe von Heiligenfiguren erhalten. Ikonographisch und kompositionell hatten sich die Auftraggeber fur ein recht traditionelles Programm entschieden: Monumental wiedergegebene Standfiguren in Architekturtabernakeln, die in eine farblose Rautenverglasung ubergehen. Die Stifter dieser Glasmalereien kamen aus angesehenen Luneburger und Stendaler Ratsfamilien und so verwundert es auch nicht, dass die ausfuhrende Werkstatt ihren Sitz in Luneburg hatte. Die Autorin fragt nicht nur nach der Motivation fur die Stiftung, sondern gibt auch Einblick in die Werkstattpraxis. Dieses Glasmalereiatelier scheint recht arbeitsokonomisch vorgegangen zu sein, denn es gestaltete mehrere Figuren nach ein und demselben Entwurf und benutzte zudem fur die Apostelgestalten die entsprechenden Kupferstiche des Martin Schongauer als Vorlage."