ISBN-13: 9783828888487 / Niemiecki / Miękka / 2011 / 422 str.
Die Kreisleiter der NSDAP waren nach den Gauleitern die wichtigsten Repr sentanten des NS-Regimes auf regionaler Ebene. Trotzdem wurde den Vertretern dieser Gruppe, die im Stab des "Stellvertreters des F hrers" sogar als "die entscheidenden Schl sselstellen der Partei" galten, bisher in der Forschung nur geringes Interesse entgegengebracht. Am Beispiel des Gaues Weser-Ems, der den heutigen nieders chsischen Regierungsbezirk Weser-Ems sowie die Stadt Bremen umfasst, wird hier die Rekrutierung und praktische T tigkeit der Kreisleiter n her untersucht. Dabei zeigt sich zum einen, dass die Kreisleiter keineswegs die in der NS-Propaganda dargestellte "braune Elite" waren: einige waren erst am 1. Mai 1933 in die NSDAP eingetreten und geh rten somit zur verachteten Kategorie der "Maigl ckchen"; andere waren vorbestraft oder begingen als Kreisleiter Unterschlagungen an Parteigeldern; einer stellte sich nach bernahme des Kreisleiteramtes gar als Halbjude heraus, woraufhin er zwar das Kreisleiteramt verlor, aber auf pers nliche Anweisung Adolf Hitlers in der NSDAP verbleiben konnte. Zum anderen zeigt sich, dass die bertragung des Begriffes von der "nationalsozialistischen Polykratie" auf die Kreisebene nicht haltbar ist. Die allt gliche Zusammenarbeit zwischen Landrat und Kreisleiter der NSDAP war nicht gepr gt von permanenten Machtk mpfen, sondern eher vom Desinteresse der Kreisleiter an der t glichen Verwaltungsarbeit. Wo also in der Tat bergriffe des Kreisleiters auf die staatliche Verwaltung stattfanden, lagen die Ursachen in den handelnden Personen, nicht im politischen System des Dritten Reiches. Der Polykratiebegriff muss somit in der Geschichtswissenschaft neu berdacht werden.