ISBN-13: 9783540047032 / Niemiecki / Miękka / 1969 / 116 str.
Unsere Kenntnisse vom Aufbau der Grosshirnhemisphare verdanken wir zum grossten Teil phylogenetischen Studien. Fur die zahlreichen vergleichenden anatomi schen Arbeiten waren die Untersuchungen LUDWIG EDINGERS wegweisend, der in seinen" Vorlesungen uber den Bau der nervosen Zentralorgane des Menschen und der Tiere" (1886, 1904, 1908, 1911) die Fulle der Einzelbeobachtungen zu einem geord neten Ganzen zusammenfasste. An der Hemisphare unterschied er einen dorsalen, dunnwandigen Teil, das "Episphaerium" und einen basalen kompakten Teil, das "Hyposphaerium," das aus Riechhirn, Corpus striatum und Septum besteht (EDINGER, 1905). Mit der Unterscheidung "alter" Hirnteile, die sich wahrend der Phylogenese fruh entwickelt haben, und "neuer" Hirnteile, die sich erst spat entwickelt haben, stellte EDINGER die prinzipiellen Gesichtspunkte heraus, die auch heute noch bei der Gliederung des Gehirns von grundsatzlicher Bedeutung sind. Es schmalert das Ver dienst EDINGERS nicht, wenn manche seiner Ansichten durch spatere Forschungsergeb nisse abgeandert oder abgelost wurden. Fur die fruh und spat entwickelten Regionen des Endhirnes fuhrte ELLIOT SMITH (1901) die Bezeichnungen "Archipallium" und "Neopallium" ein. Von einer Konzep tion BROCAS ausgehend trennte er als "Archipallium" den Hippocampus und die dorsale Septumregion vom ubrigen Episphaerium ab und rechnete sie zum Riechhirn. Die Vereinigung von Hippocampus und basalen olfaktorischen Zentren zum "Rhinen cephalon," die heute noch vorherrscht, wurde allerdings bereits damals von J UDSON HERRICK (1908) kritisiert. Er betrachtete das Archipallium als einen selbstandigen Anteil des Episphaeriums."