ISBN-13: 9783531161884 / Niemiecki / Miękka / 2011 / 407 str.
Die in diesem Band zusammengefassten Beitrage haben das Spannungsverhaltnis zwischen Kultur' und Gesellschaft' sowie das Verhaltnis der Soziologie zu einer kulturwissenschaftlichen Tradition zum Gegenstand, wie sie sich im deutschen Sprachraum seit dem Ende des 19. Jahrhunderts herausgebildet hat. Sie sind Ausdruck langjahriger Bemuhungen, dieses Spannungsverhaltnis zwischen den Kulturwissenschaften und der modernen Soziologie als produktive Herausforderung zu begreifen und entsprechend verantwortlich damit umzugehen. Denn es gibt viele Grunde, die dafur sprechen, dass der um 1900 beginnende Prozess der Ausdifferenzierung verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen auch innerhalb der Kultur- und Sozialwissenschaften nicht mehr zugunsten einer universalistische Anspruche stellenden Kulturwissenschaft' ruckgangig gemacht werden kann.
Die Renaissance der Kulturwissenschaften und der Kultursoziologie hat in den vergangenen zwanzig Jahren bleibende Spuren in den modernen Geistes- und Sozialwissenschaften hinterlassen. Jedoch ist bis heute weder zufriedenstellend geklärt, welcher wissenschaftslogischer Status diesen auf Interdisziplinarität abzielenden Theorieprogrammen zukommt, noch ist die Frage beantwortet, wie sich diese programmatischen Bemühungen um eine 'Kulturwissenschaft im Singular' bzw. eine Kultursoziologie, die zugleich den Anspruch auf eine kulturwissenschaftliche Reformulierung der Soziologie verfolgt, in das überlieferte Fächerspektrum integrieren lassen. Der in diesen Bemühungen zum Ausdruck kommende Konflikt zwischen einer historischen und einer systematischen Ausrichtung der modernen Kulturwissenschaften bedarf insofern immer noch einer Lösung. Die in diesem Band zusammengefassten Beiträge eines namhaften Kultur- und Sozialwissenschaftlers verstehen sich als ein Diskussionsbeitrag, um diesen Konflikt zwischen geschichtlicher Besinnung und systematischer Theoriebildung zu überwinden.