ISBN-13: 3760014194573 / Niemiecki / CD-Audio / 2019
Der Tenor Julian Prégardien und sein Klavierbegleiter Éric Le Sage hatten bereits für das Frühjahr 2016 die Aufnahme der Dichterliebe geplant. Im Zuge der Vorbereitung stieß Prégardien allerdings auf die neue kritische Ausgabe des Bärenreiter-Verlags mit Hinweisen zum Autograph im Anhang und entschloss sich, die Aufnahme zunächst zu verschieben. Diese von dem Musikwissenschaftler Hansjörg Ewert betreute Notenausgabe bestätigte nämlich vorsichtige Zweifel des Sängers hinsichtlich der ursprünglichen Intentionen Schumanns. Stark vom historisch informierten Interpretationsansatz geprägt spielt für ihn das Studium des Autographs und von Skizzen, Entwürfen und des Schriftverkehrs rund um den kreativen Prozess eine wichtige Rolle. Und so greift er bei einigen Liedern auf die für ihn weitaus überzeugenderen rhythmischen bzw. deklamatorischen Erstentwürfe Schumanns zurück. Prégardien geht sogar noch weiter und wagt eine kritische Betrachtung weiterer Phrasen und Melodien, nicht weil er es besser wüsste, sondern weil er sich vorstellt, dass ein Komponist auch eine kritische Betrachtung seiner Werke erwartet. Nach einigen gemeinsamen Konzerten hat sich nun so etwas wie eine eigene kritische Notenausgabe herauskristallisiert, die zum Zeitpunkt der Aufnahme aber sicherlich nicht abgeschlossen ist und ebenso wenig für alle Zeiten so bleiben wird wie sie nun nachzuhören ist. Die so beliebte und sich für die Interpreten richtig anfühlende Dramaturgie der Dichterliebe blieb dagegen unangetastet. Vielmehr haben Prégardien und Le Sage weitere Lieder, Duette (gemeinsam mit Sandrine Piau) sowie Klavierwerke ausgewählt, die den eigentlichen Zyklus atmosphärisch umgeben und die als Prolog und Epilog zu verstehen sind.