ISBN-13: 9783658153243 / Niemiecki / Miękka / 2017 / 742 str.
Der Band befasst sich mit der Rezeption Theodor W. Adornos der Psychoanalyse im Nachkriegsdeutschland, fur eine ganze Generation von Studenten stilbildend wirkte. Sie wird heute vielfach als uberzogen und wirklichkeitsfremd kritisiert. Sie nimmt im wesentlichen ihren Ausgangspunkt von dem Aufsatz -Die revidierte Psychoanalyse-, der 1952 veroffentlicht wird. Darin kritisiert Adorno die an einer therapeutischen Praxis ausgerichteten Lesart, welche unter den Vorgaben einer soziologischen -Verbesserung- Freuds dessen Wahrheit einschranke und reduziere. Dieses Urteil, das sich insbesondere gegen Erich Fromm, Karen Horney und andere -Revisionisten- richtet, wird von Adorno dezisionistisch exekutiert und ist von seinen Schulern in genau diesem Gestus oft wiederholt worden. Wolfgang Bock zeigt nun, dass es unveroffentlichte englische Manuskripte zu diesem Aufsatz gibt, die noch anders ausgerichtet sind. Sie beziehen sich deutlich auf zwei bislang in diesem Zusammenhang nicht wahrgenommen Kontexte Adornos: Walter Benjamins Gesellschaftstheorie und die faschistische Praxis des wahrend der NS-Zeit arisierten Berliner Instituts fur Psychoanalyse. Das Buch dokumentiert die verschiedenen Fassungen und Bock erlautert ausfuhrlich die einzelnen Entwicklungsschritte vom Vortragsmanuskript bis zur spateren deutschen Ubersetzung. Es zeigt sich, dass Adorno in den fruhen Fassungen sehr viel offener argumentiert und damit paradoxerweise seinen spateren Kritikern naher ist, als diese annehmen: Das Bild von dessen Umgang mit der Psychoanalyse muss selbst revidiert werden.