ISBN-13: 9783639473537 / Niemiecki / Miękka / 2013 / 136 str.
Der Wahnsinn wird als Thema nicht nur in der Gegenwartsliteratur verhandelt; die Konzeptualisierung von Geisteskrankheiten hat eine lange Geschichte, der man sich etwa uber literarische Texte fruherer Epochen nahern kann. So weisen die 'Narrheit' und der 'Wahnsinn' im Roman "Iwein" des Hartmann von Aue und im "Prosa-Lancelot" offensichtliche strukturelle Gemeinsamkeiten mit der 'Melancholia' der scholastischen Medizin auf, einer medizinischen Lehre, die in der Tradition der antiken und arabischen Medizin steht. Ein Bild des Wahnsinns im Mittelalter auf Basis der damals virulenten Temperamenten- und der Vier-Safte-Lehre wird methodisch Michel Foucaults gesellschaftskritischer These des Wahnsinns, im Begriff 'folie' gefasst, gegenubergestellt. Bei der ausfuhrlichen Analyse von Iweins und Lancelots Wahnsinn in der vorliegenden Abhandlung wird ersichtlich, dass es besonders ergiebig ist, dem Ansatz einer medizinhistorischen Betrachtung zu folgen, obwohl einige Forscher heftig daruber debattieren. Unter Heranziehung der Konzepte von Desintegration/Reintegration, Natur/Kultur und Identitat/Sozialstatus ergibt sich ein neues oder genaueres Verstandnis der spezifischen Wahnsinnsdarstellung in diesen zwei wichtigen Romanen des Mittelalters."
Der Wahnsinn wird als Thema nicht nur in der Gegenwartsliteratur verhandelt; die Konzeptualisierung von Geisteskrankheiten hat eine lange Geschichte, der man sich etwa über literarische Texte früherer Epochen nähern kann. So weisen die Narrheit und der Wahnsinn im Roman "Iwein" des Hartmann von Aue und im "Prosa-Lancelot" offensichtliche strukturelle Gemeinsamkeiten mit der Melancholia der scholastischen Medizin auf, einer medizinischen Lehre, die in der Tradition der antiken und arabischen Medizin steht. Ein Bild des Wahnsinns im Mittelalter auf Basis der damals virulenten Temperamenten- und der Vier-Säfte-Lehre wird methodisch Michel Foucaults gesellschaftskritischer These des Wahnsinns, im Begriff folie gefasst, gegenübergestellt. Bei der ausführlichen Analyse von Iweins und Lancelots Wahnsinn in der vorliegenden Abhandlung wird ersichtlich, dass es besonders ergiebig ist, dem Ansatz einer medizinhistorischen Betrachtung zu folgen, obwohl einige Forscher heftig darüber debattieren. Unter Heranziehung der Konzepte von Desintegration/Reintegration, Natur/Kultur und Identität/Sozialstatus ergibt sich ein neues oder genaueres Verständnis der spezifischen Wahnsinnsdarstellung in diesen zwei wichtigen Romanen des Mittelalters.