ISBN-13: 9783810030993 / Niemiecki / Miękka / 2001 / 365 str.
Warum dieses Buch uber Vergangenes und nicht uber kunftige Entwicklun gen? Weil es mir weniger wichtig erscheint, uber die Zukunft nachzudenken, als mehr uber die Vergangenheit zu wissen, denn das Wissen uber Vergange nes hilft, das Naheliegende zu bewaltigen und die Bewaltigung des Nahelie genden ist der Schlussel zur Zukunft. In den fast drei Jahrzehnten, in denen ich friedenswissenschaftlich tatig war, habe ich immer wieder einen Gedanken verfolgt, der erst seit wenigen Jahren in der Friedensforschung an Raum gewinnt: Warum nahert sich die Friedensforschung vorrangig dem Begriff und damit dem teils realen, teils potentiellen gesellschaftlichen Zustand des Friedens von seinem Gegenpol her, namlich vom Begriff des Krieges und dem Begriff der Gewalt, ganz gleich, ob diese in offener (physischer) oder verdeckter (struktureller und kultureller) Form ausgeubt wird? Lage es nicht nahe, das Phanomen des Friedens direkt zu untersuchen, zumal die Annahme gerechtfertigt erscheint, dass es zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften Friedenszustande gegeben hat, die langere Perioden gedauert und mehr Menschen umfasst haben, als dies auf Grund einer einseitigen "kriegskulturellen" Geschichtsschreibung den Anschein hat, also einer Geschichtsschreibung, die den Krieg und nicht den Frieden in den Mittelpunkt stellt? Der Publizist und Mitbegrunder der Wochenzeitung Die Zeit, Ernst Friedlaender, hat diese Frage schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs gestellt: "Inwieweit, so konnte gefragt werden, besteht ein Bedarf nach einer systematischen Unter suchung uber das Wesen des Friedens? Diese Frage musste dann als berechtigt gelten, wenn"