ISBN-13: 9781494835569 / Niemiecki / Miękka / 2014 / 120 str.
Die Novelle "Der Tod in Venedig" ist eines der bekanntesten und meistgelesenen Werke von "Thomas Mann," trotz seiner wenig mitreissenden Handlung, ja trotz der Tatsache, dass es sich im Wesentlichen um einen sehr anspruchsvollen inneren Monolog eines alternden Kunstlers handelt; allenfalls seine Verehrung fur den schonen Knaben "Tadzio" und die vielen biografischen Bezuge, die sich daran festmachen lassen, scheint fur seine Popularitat aufkommen zu konnen.
Diese Interpretation hat sich zum Ziel gesetzt, die geistige Problematik der Novelle, die der Autor mit der Vokabel einer "zweiten oder wiedergeborenen Unbefangenheit" bezeichnet hat, aus dem Dunstkreis von Tragik und Glamour, der Thomas Manns Person selbst umgibt, hervorzuholen. Dem Werk soll sein "Eigenrecht" wiedergegeben werden, gegen alle Uberformung durch Biografie und Entstehungszusammenhang. Es soll verstanden werden als ein grosses Kunstwerk, das selbst uber Geist und Kunst, uber Form und Inhalt der Kunst insbesondere als tragischer, etwas zu sagen weiss. Der spannungsvolle Zusammenhang von selbstbewusstem, leistungsorientiertem Ich und Eros, von meisterhaftem Konnen und hingebungsvoller Liebe, wird vor dem Leser ausgebreitet in einer Prazision und Tiefenscharfe, die auch heute nichts von ihrer Aktualitat verloren hat, - weit entfernt davon, dass es hier um das verdruckste "Coming Out" eines alternden Spiessers zu tun ware.
Jene "zweite Unbefangenheit" ist die dominierende, kaum noch hinterfragte Denkform der Gegenwart. Mit der Lockerheit und Leichtigkeit, mit der siegesgewissen Unbeschwertheit der Selbstbejahung, die jene Denkfigur verspricht, kann eine Betrachtung, die dem Bildungsbegriff Thomas Manns die Treue halt, freilich nicht konkurrieren."