ISBN-13: 9783484191075 / Angielski / Twarda / 1999 / 206 str.
ISBN-13: 9783484191075 / Angielski / Twarda / 1999 / 206 str.
Das Buch bietet die Resultate eines langjahrig verfolgten Projekts 'forschenden Lernens', das sich in der akademischen Lehre als eine Schule in Philologie wie analytischer Interpretation herausbildete und bewahrte. Es widmet sich Johann Friedrich Oberlins Bericht "Herr L..." von 1778, der den Aufenthalt des Sturm-und-Drang-Dichters Jacob M.R. Lenz im elsassischen Steintal uberliefert und eine doppelte literaturgeschichtliche Relevanz erlangt hat: Der Bericht ist das bedeutendste Zeugnis zur ratselhaft katastrophalen Biographie von Lenz und diente Georg Buchner 1835 als Hauptquelle fur sein Erzahlprojekt "Lenz." Die Darstellungen und Studien des Buchs reprasentieren ein breitgefachertes literaturwissenschaftliches Untersuchungsspektrum und vermitteln quellenkundliche, literarhistorische, mentalitatsgeschichtliche und tiefenpsychologische Erkenntnisse. Die Teile I bis III enthalten die Kritische Ausgabe der Handschrift "Herr L...," eine Dokumentation der Textuberlieferung des Berichts und die Kritik der Textuberlieferung August Stobers, der mit seinem Textverstandnis und den von ihm produzierten Varianten das literaturgeschichtliche Bild vom angeblichen 'Wahnsinn' des melancholiekranken Lenz nachhaltig bestimmt hat; als Fallstudie ermoglicht diese Untersuchung einen konkreten Begriff von der Praxis und den Hintergrunden des vor-kritischen Editionsverfahrens. Teil IV, Kritik der Quellentextgeschichte zu Buchners Lenz-Entwurf, analysiert den verzwickten Uberlieferungsweg des Oberlin-Berichts, erstellt das Stemma und gibt der quellenkundlichen und der textgenetischen Forschung zu Buchners "Lenz" eine philologische Grundlage. Teil V als Analyse und Interpretationsbeispiel macht den Ertrag philologischer Arbeit in ihrer hermeneutischen Tragweite sichtbar, indem hier ein Detail der Textkritik als autobiographisches Deutbild Lenzens erschlossen wird, mit dem er seine problematische Lebenssituation - nach der Verbannung aus Weimar und dem Verlust der Freundschaft Goethes - begriff und das er auch von anderen verstanden haben wollte.