ISBN-13: 9783484220591 / Angielski / Twarda / 1999 / 260 str.
Es geht bei der Frage nach dem Rhythmus in der Sprache um die Beziehung zwischen Subjekt und Sprache und um die Moglichkeit, die Subjektivierung der Sprache, wie sie sich in jeder Sprachauerung vollzieht, empirisch zu beschreiben. Das Subjekt droht dort aus dem Blick zu geraten, wo die Sprache nur als Struktur betrachtet und auf Strukturen reduziert wird, wie bei Umberto Eco, der den Sinn in den Code verlegt, und die Sinnproduktion des Subjekts aus der semiotischen Betrachtung ausschliet. Die Arbeiten des franzosischen Sprach- und Literaturtheoretikers Henri Meschonnic("Critique du rythme," 1982) haben gezeigt, da dieses Subjekt sichtbar wird, wenn man beginnt, die Sprache vom Rhythmus her zu denken. Voraussetzung dafur ist eine Abkehr von der traditionellen Gleichsetzung des Rhythmus mit dem formalen Schema, dem Takt und dem Metrum. Deshalb greift Meschonnic auf Emile Benvenistes Wiederentdeckung der vorplatonischen Bedeutung des Begriffs 'Rhythmus' ("vorubergehende Anordnung, veranderliche Gestalt") zuruck, wenn er den Rhythmus als die jedesmalige Gestaltung (Anordnung, Konfiguration) des Sinns in der Rede begreift. Diese Modifikation des Rhythmusbegriffs fuhrt zu einer Kritik der metrischen Rhythmusauffassung, die im Mittelpunkt des theoretischen Teils der Arbeit steht. Untersucht werden einflureiche Rhythmuskonzeptionen der Metrik (Heusler, Kayser, Kuper u.a.) und der Linguistik (Sievers, Abercrombie u.a.). Im empirischen Teil wird die semantische Funktionsweise des Rhythmus in drei Texten analysiert. Es handelt sich um die Ballade "Der Erlkonig" von Johann Wolfgang von Goethe, das Marchen "Die Sterntaler" der Gebruder Grimm und das Gedicht "Abschied" von Gottfried Benn.