ISBN-13: 9783110311839 / Niemiecki / Twarda / 2013 / 447 str.
Der literarische Dialog gehorte in der Antike zu den zentralen Gattungen der Philosophie wie des theoretischen Diskurses im Allgemeinen. Den Grunden fur die durchgangige Beliebtheit der Gattung in den unterschiedlichen Feldern der Wissensvermittlung nachzugehen, ist Ziel der 17 Beitrage des Sammelbands. Sie sind aus einer internationalen altertumswissenschaftlichen Tagung uber den antiken Dialog, die 2011 in Bamberg stattgefunden hat, hervorgegangen. Der gemeinsame Fragehorizont der Beitrage gilt dem Verhaltnis von Form, Inhalt und Funktion, mithin dem Dialog als literarischer Gattung. Dabei wird bewusst von einer eingeschrankten Definition der Gattung Dialog abgesehen, welche den hierarchiefreien Austausch unterschiedlicher Positionen sowie die Ergebnisoffenheit des inszenierten Gesprachs als entscheidende gattungsrelevante Kriterien betrachtet. Stattdessen liegt den Beitragen ein offeneres, auf dem formalen Kriterium der Wechselrede basierendes Gattungsverstandnis des literarischen Dialogs zugrunde, da dieses eine wertungsfreie Betrachtung der unterschiedlichen Formen und ihrer Intentionen ermoglicht. Erst ein solcher offener Zugang erlaubt es, die gesamte Bandbreite des literarischen Dialogs auszumessen. Sie reicht von seiner Nutzung als Medium eines offenen philosophischen Diskurses, wieihn etwa ein Teil der Dialoge Platons bietet, bis zu seiner Inanspruchnahme fur dieMemorierung eines begrenzten Wissensbereichs, wie man sie in Unterrichtsgesprachen katechetischer Form findet. Auf diese Weise kann das Feld an Moglichkeiten, das die Gattung im Laufe ihrer antiken Wirkungsgeschichte herausgebildet hat, erschlossen werden. Aus diesem Grunde ist es Anliegen des Bandes, im Rahmen seiner Moglichkeiten ein nicht nur in chronologischer, sondern auch in formaler Hinsicht breites Spektrum an Dialogen zu analysieren und dabei in unterschiedlicher Auspragung theoretische und literaturgeschichtliche Perspektiven aufeinander zu beziehen. Anspruch des Bandes ist es somit, ein wo nicht vollstandiges, so doch umfassendes und theoretisch reflektiertes Panorama des literarischen Dialogs der Antike in seiner Vielfalt zu bieten und auf diese Weise zu weiteren komparatistischen Studien der Gattung anzuregen. Entsprechend der Tatsache, dass die Beliebtheit des literarischen Dialogs weit uber die Antike hinaus bis in die Moderne reicht, richtet sich der Sammelband in gleichem Mae an Altertumswissenschaftler wie an Mediavisten, Neuphilologen und, insofern es sich beim literarischen Dialog um eine der produktivsten Gattungen des theoretischen Diskurses handelt, nicht zuletzt an Philosophiehistoriker.