ISBN-13: 9783640825783 / Niemiecki / Miękka / 2011 / 180 str.
Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Padagogik - Padagogische Soziologie, Note: 1,0, Freie Universitat Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: In meiner Diplomarbeit untersuche ich den Amoklauf von Erfurt als "diskursives Ereignis," d.h. als ein Stuck gesellschaftlicher Rede, das beschreibt, wie uber das Ereignis gedacht wird, was uber es gesagt und vor allem nicht gesagt wird. Dazu wurden uber einen Zeitraum von zwei Wochen die Artikel von drei renommmierten Tageszeitungen, einer Wochenzeitung und eines Magazins ausgewertet. Dabei stellt sich heraus, das drei Themen im Vordergrund stehen: Die Diskussion uber die Wirkung von Gewaltdarstellungen in den Medien, die Taterpersonlichkeit und die Schule als gesellschaftliche Institution und Ort des Amoklaufs. Meine Analyse zeigt, da sowohl bei der Diskussion der Medienwirkung als auch der Taterpersonlichkeit reale Handlungsgrunde gar nicht erst vorkommen: So wird in der Debatte um Gewalt in Computerspielen, die gesellschaftiche Realitat zugunsten der virtuellen ausgeblendet und der Amoklauf mit der Jugendlichkeit des Taters in Verbindung gebracht, die mit dem Alltag der Erwachsenen nichts zu tun hat. Die Diskussion um die Taterpersonlichkeit vereigenschaftet der Tat und ignoriert ihre Begrundetheit in den Verhaltnissen wie sie fur den Tater bedeutungsvoll waren, womit sie zu einem singularen Ereignis wird, das mit anderen Bewaltigungsweisen von Schule nichts zu tun. Die Schule gerat ebenfalls in den Fokus der Aufmerksamkeit, wird aber nicht in ihrer gesellschaftlichen Funktion begriffen (Auslese fur die kapitalistische Berufshierarchie), sondern konstruktiv kritisiert: So gilt das Thuringische Schulsystem als besonders hart, und der Umgang mit den Schulverlieren konnte etwas sensibler erfolgen. Insgesamt ist der Diskurs um den Amoklauf von Erfurt dadurch gekennzeichnet, da eine Kritik an der Lebensbedingungen entweder abgewehrt wird oder nur als konstruktive zugelassen wird.