ISBN-13: 9783484350748 / Niemiecki / Twarda / 2000 / 462 str.
Nach 1945 erschien auf dem deutschen Buchmarkt eine kaum uberschaubare Fulle autobiographischer Publikationen. Die intensive Selbstreflexion fuhrt zu einer Problematisierung der eigenen Biographie und in weiterer Konsequenz die Schriftsteller zu experimentellen Variationen des autobiographischen Erzahlens: Erweiterungen des Erzahlrepertoires, Montagetechnik, Variationen der Rahmenerzahlung, fiktionale Elemente innerhalb der Autobiographie, Steigerung des Dokumentarismus. Es geht zunachst um die theoretische Rekonstruktion der zentralen Kategorien der Autobiographie (Fiktionalitat, historiographische Erzahlung, Biographie und Lebenslauf, autobiographisches Gedachtnis). Im Zentrum der Textanalyse steht die Konstruktion von Identitat und Individualitat, deren gemeinsames Zentrum das vitalistische Biographiemodell ist. Nur die dem Nationalsozialismus nahestehenden Autoren konstruieren ihr autobiographisches Ich als unproblematische Einheit. Alle anderen radikalisieren die Exklusion der modernen Individualitat oder sie beschreiben die Zeit des Dritten Reiches als elementare Krise, die durch eine Konversion uberwunden wird oder als Krise bestehen bleibt. Vor allem die Autoren des rechtskonservativen Lagers der Weimarer Republik fuhren eine fundamentale Auseinandersetzung mit dem eigenen Verschulden bis hin zum Eingestandnis ihres Scheiterns.