ISBN-13: 9783484365230 / Niemiecki / Twarda / 1995 / 405 str.
In der 2. Halfte des 16. Jahrhunderts wurden in groer Zahl Flugblatter publiziert, die das Auftreten sogenannter Wundergeburten verkundeten. Interpretiert als Zeichen des Zorns Gottes, waren diese Wundergeburten Bestandteil einer bis in die Antike zuruckreichenden Vorzeichendeutung, die im 16. Jahrhundert vorrangig von Protestanten angewandt wurde. Die Untersuchung deckt die theologischen Grundlagen fur die Auslegbarkeit der Monstra insbesondere vor dem Hintergrund der konfessionellen Streitigkeiten um den Wunderkult auf. Da es fur die Gelehrten der Zeit eine Tatsache war, da sowohl die Ordnung der Natur als auch die der Gesellschaft von Gott vorbestimmt war, wurden die Monstra als gottliches 'Kommunikationsmittel' gesehen, um auf Mistande in der Gesellschaft zu verweisen. Hierbei zeichnet sich im Laufe des Jahrhunderts eine Verschiebung in bezug auf die Adressatengruppen, die mit diesen Deutungen erreicht werden sollten, und damit der gesellschaftspolitischen Funktion der Monstra-Auslegungen ab. Im naturkundlichen Diskurs spielten die Flugblatter uber die Wundergeburten als Anschauungsmaterial fur Arzte eine wichtige Rolle. Daruber hinaus bilden die Monstra den Schnittpunkt zwischen der von vielen Medizinern vertretenen aristokratischen Theorie von den naturlichen Ursachen der Mibildungen und den die Prodigiendeutung formulierenden Theologen, die durch dieses naturkundliche Erklarungsmuster die Grundlage ihrer Deutung und die daraus ableitbaren Forderungen in Frage gestellt sahen. Der Frage, welche Bedeutung die Diskussion um das Entstehen der Monstra besonders fur die Frauen der Zeit hatte, wird zum einen anhand der Imaginationstheorie und den daraus ableitbaren Verhaltensmaregeln, zum anderen im Zusammenhang mit der Diskussion um die Macht der Hexen nachgegangen.