ISBN-13: 9783833431500 / Niemiecki / Miękka / 2005 / 98 str.
Die Marchen der Gebruder Grimm sind nach Luthers Bibelubersetzung die meistgelesene Literatur in deutscher Sprache. Die seit 1806 nach mundlichen Erzahlungen aufgezeichneten "Kinder- und Hausmarchen" gehoren heute massgeblich zur deutschen Volksdichtung. Ihre Geschichten und Charaktere haben unzahligen Kindern ihre Phantasie beflugelt und ihr Denken und Fuhlen bestimmt. Aber Grimms Marchen wurden auch uber die Jahrzehnte immer wieder mit Argwohn von Ideologen und Besserwissern beaugt und diskreditiert. Die vorliegende Spielfassung entstand vor 40 Jahren. Als junger Regisseur richtete sie Heinz-Uwe Haus ursprunglich fur eine eigene Auffuhrung am Stadttheater Brandenburg ein. Ganz im Sinne der Grimms war "kein Umstand hinzugedichtet oder verschonert und abgeandert worden." Die szenische Verdichtung strebte wie deren ursprungliche Aufzeichnung nach Wiedergabe des ursprunglichen kunstlosen Tons der volkstumlichen Marchenerzahler. Kurz vor der Premiere wurde der Text von der Zensur als "kleinburgerlich-restaurativ" und, wie es im Kaderwelsch hiess, wegen einer "unserem Kindertheater fremden kosmopolitischen Auffassung von Volkstumlichkeit und fehlender psychologischer Vertiefung" verboten (und musste durch eine im Sinne der SED-Ideologen "sozialistisch-realistische" Adaption eines anderen Autors ersetzt werden). Ein Auffuhrungsvertrag mit einem weiteren Theater wurde daraufhin ebenfalls fur nichtig erklart. Damit verschwand der Text erst einmal ins Archiv. Uber Jahrzenhnte diente die Erinnerung an die Vorkommnisse um das tapfere Schneiderlein als Beleg fur die Absurditaten des DDR-Regimes. Erst als im letzten Jahr zufallig eine Theatergruppe in den USA auf Haus' Bearbeitung stiess und der Germanist James Stark sie ubersetzte, entschloss sich der Autor den verblichenen Ormig-Abzug in Druck zu geben. Auch heute noch ist es beeindruckend, wie die Buhnenfassung in den Vorgangen und Situationen (auch im Sprachduktus) sich zum Charakter des Volksmarchens bekennt. Zu s