ISBN-13: 9783428183135 / Niemiecki / Twarda / 2022 / 670 str.
Das deutsche Versicherungsvertragsrecht ist ein Produkt der vorgesetzlichen Praxis - so lautet jedenfalls ein gängiges Narrativ, das in der rechtsgeschichtlichen Forschung häufig kopiert wird. Die vorliegende Forschungsarbeit analysiert diese Behauptung kritisch. Der Fokus liegt dabei auf dem historischen Feuer- und Lebensversicherungsrecht. In einem ersten Teil wird mithilfe historischer Gesetzgebungsmaterialen herausgearbeitet, wie das Preußische Allgemeine Landrecht (1794) sich an einer Kodifikation des nicht-maritimen Versicherungsrechts versuchte, obwohl die entsprechende Versicherungspraxis noch in ihren Anfängen steckte, und dabei teilweise originär rechtsschöpfend wirkte. Der zweite Teil untersucht, wie stark die Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) des 19. Jahrhunderts das Versicherungsvertragsgesetz von 1908 prägten. Stets wird auch ein möglicher Einfluss anderer Rechtsquellen, z. B. staatlicher Brandkassen oder ausländischer Kodifikationen, in die Analyse einbezogen.
Stellt das deutsche Versicherungsvertragsrecht tatsächlich nur ein Abbild der vorgesetzlichen Allgemeinen Versicherungsbedingungen dar? Diese Forschungsarbeit unternimmt eine detaillierte dogmengeschichtliche Analyse, die den Werdegang des Versicherungsrechts vom Preußischen ALR (1794) bis zum VVG (1908) nachzeichnet. Zahlreiche historische Quellen belegen, dass neben der Versicherungspraxis auch etliche andere Akteure mit völlig anderen Intentionen das bis heute geltende Recht prägten.