ISBN-13: 9783810029089 / Niemiecki / Miękka / 2001 / 392 str.
Vertiefung und Erweiterung charakterisieren die Europaische Union zu Be ginn des 21. Jahrhunderts. Als erfolgreiches Ordnungsmodell des europai schen Kontinents kommt sie nicht umhin, auch jene europaischen Staaten in ihre Reihen aufzunehmen, die aus den unterschiedlichen Grunden bislang Abstand gehalten hatten. Insbesondere muss sie jenen Staaten einen Platz bieten, die lange Jahre Abstand halten mussten, weil sie bei der Teilung Euro pas durch den Ost-West-Konflikt auf die sowjetische Seite geraten waren. Gleichzeitig drangen sich der Europaischen Union neue Aufgaben auf: sozial und wirtschaftspolitische Harmonisierung nach der Vollendung der Wah rungsunion, Umwelt- und Verbraucherschutz, Verbrechensbekampfung, eine gemeinsame Aussenpolitik und eine eigenstandige Sicherheitspolitik. All dies macht institutionelle Reformen noch dringlicher, als sie ohnehin schon sind: Mit einer Struktur, die ursprunglich auf die Herbeifuhrung und Gewahrlei stung eines Gemeinsamen Marktes von sechs Mitgliedsstaaten hin konzipiert war, kann die Europaische Union den vielfaltigen Aufgaben, die sie unterdes sen ubernommen hat und jetzt noch zusatzlich ubernehmen muss, nicht mehr gerecht werden. Vertiefung und Erweiterung stellen keine gegensatzlichen Optionen dar, auch wenn dies viele Anwalte einseitiger Interessenpolitik behaupten. Weder lasst sich die Osterweiterung der Europaischen Union mit dem Hinweis auf die zuvor erforderlichen Reformen auf die lange Bank schieben noch wird eine solche gewaltige Ausweitung der Mitgliederzahl ohne eine Starkung der Ge meinschaftsstrukturen zu leisten sein. Wie beides miteinander in Einklang gebracht werden soll, ist damit freilich noch nicht gesagt. Die gegenwartige Umgestaltung der Europaischen Union ist Gegenstand eines politischen Krafteringens ebenso wie einer ideell-konzeptionellen Debatte."