ISBN-13: 9783848830206 / Niemiecki / DVD video / 2020
CHICAGO - WELTSTADT IN FLEGELJAHREN steht in der Tradition so berühmter Städtefilme wie
Walter Ruttmanns Berlin, die Sinfonie der Großstadt (1927), Michail Kaufmans Moskau (1927) oder
Alberto Cavalcantis Paris-Film Rien que les heures (1926).
Im Spannungsfeld zwischen Avantgarde und Kulturfilm, zwischen technischem Fortschritt und den
Schattenseiten der Industrieproduktion behauptet sich Hausers Porträt als persönliche, sachliche und
nüchterne Beschreibung der zweitgrößten amerikanischen Stadt. Die Menschen, die sie bevölkern, stehen im Zentrum. Hauser war der Neuen Sachlichkeit verpflichtet - und sich selbst.
Hier erstmals die digital restaurierte Fassung mit der neu vom WDR-Funkhaus-Orchester eingespielten
Musik von Andy Miles. Als zweiter Soundrack findet sich die von Wilfried Reichart und Hans-Ulrich
Werner eingerichtete Tonfassung mit Passagen aus Hausers Chicago Buch mit nachempfundener
Soundkulisse.
CHICAGO - WELTSTADT IN FLEGELJAHREN (1931) steht in der Tradition so berühmter Städtefilme wie Alberto Cavalcantis Paris-Film "Rien que les heures" (1926), Walter Ruttmanns "Berlin, die Sinfonie der Großstadt" (1927) oder Michail Kaufmans "Moskau" (1927). Im Spannungsfeld zwischen Avantgarde und Kulturfilm behauptet sich Hausers Porträt von Chicago als eigenständiges Werk; es ist keine impressionistische Studie, kein experimentelles Städtepoem, weder touristischer Werbefilm noch dozierender Kulturfilm, sondern vielmehr eine persönliche, sachliche und nüchterne Beschreibung der zweitgrößten amerikanischen Stadt.
Filmstadt Chicago: ein vergessenes Meisterwerk des internationalen Dokumentarfilms!
Der Deutsche Heinrich Hauser, 1901 laut Geburtsschein in Preußen geboren, drehte in Chicago lange, bevor es Hollywood tat. Sein Film kommt ohne Stars aus: keine impressionistische Studie, kein experimentelles Städtepoem, kein touristischer Reisefilm, keine gestellten Aufnahmen, schon gar nicht einer der gängigen Kulturfilme. Die Stadt selbst und die Menschen, die sie bevölkern, stehen im Zentrum. Hauser war der Neuen Sachlichkeit verpflichtet - und sich selbst.
Ein Leben - spannend wie ein Film
Heinrich Hauser war vielleicht der letzte große Selfmademan, den Deutschland hervorgebracht
hat. Er war einer, der über den Tellerrand der deutschen Provinz hinaussah. Er war Schriftsteller, sein Roman BRACKWASSER wurde 1928 mit dem Gerhart-Hauptmann-Preis ausgezeichnet und nach seinem Tod verfi lmt, Journalist, für vier Monate Chefredakteur des STERN, Feuilletonist, er schrieb Science Fiction, war Fotograf, Filmemacher zu einer Zeit, als der Begriff nicht sehr gebräuchlich war.
Literarisch und politisch schwer einzuordnen, erneuerte er die deutsche Sprache und spaltete die Geister. Er musste nicht fabulieren, um zu seinen Stoffen zu kommen. Seine Stoffe kamen zu ihm. Er nahm sie aus dem Erlebten, aus dem Gesehenen. Schließlich war er mit seinen wachen Augen viel unterwegs in Deutschland und der Welt: Matrose in Kiel, Wachmann in Hamburg, Freikorpssoldat in Weimar, Bergmann in Duisburg, er war beim Zirkus und ständig auf der Flucht vor dem bürgerlichen Leben, ein Weltreisender, Schafscherer, Koch und Schwimmlehrer in Sydney, Polizist auf den Philippinen, Autoschlosser in Chile, Student, Schmuggler, See- und fünffacher Ehemann, Technikexperte, Automobil- und Flugnarr, Pilot und Testfahrer, Emigrant und Remigrant, Farmer in den USA, hyperaktiv, ein Rastloser, ein von seinen Visionen Getriebener, vielleicht fand nicht einmal sein Leben im März 1955 ein natürliches Ende: ein Abenteurer durch und durch wie sonst nur Jack London. Hausers Leben ist spannend wie ein Film. Hausers Leben ist ein Film. Und darum sind auch die wenigen Filme, die er gemacht hat, spannend und lohnen die Wiederentdeckung.
Wie der Arbeiter wohnt
Hauser porträtiert Chicago, die zweitgrößte amerikanische Stadt, wie nur einer wie er sehr sie sehen kann: sehr persönlich, sachlich und nüchtern, ohne Schnörkel und doch mit einem großen Verständnis für das Environment, die Architektur, die Fabriken, die Schlachthöfe und vor allem die soziale Situation der Menschen. Zu keiner Zeit versucht er das städtische Geschehen seinen eigenen Prinzipien unterzuordnen. Eher lässt er sich mitnehmen von dem, was ihm ins Auge fällt. So entstand ein bedeutendes, zu Unrecht in Vergessenheit geratenes und erst nach vielen Jahrzehnten wiederentdecktes Filmwerk.
Heinrich Hausers Film im Spiegel der zeitgenössischen Kritik
Die Resonanz auch unter namhaften Kritikern war seinerzeit sehr positiv. Rezensenten mehrerer Branchenblätter und Zeitungen äußerten sich anerkennend: Film-Kurier, LichtBildBühne, Reichsfilmblatt, Vossische Zeitung, Berliner Börsen-Courier, Börsen-Zeitung, Vorwärts. Was uns heute an Stilmitteln so vertraut erscheint, war damals eine Pioniertat: Hausers erschütternde Bilder von den Armen und Ärmsten, von den Erwerbs