ISBN-13: 9783484821002 / Niemiecki / Twarda / 2002 / 468 str.
Die Forschung hat bisher zu selten versucht, die Geschichte mittelalterlicher Bruderschaften konsequent an ihren historischen Kontext zuruckzubinden und ihre Entwicklung durch vergleichende Analyse verschiedener raumlicher Situationen zu erklaren. Dies ist das Ziel des Buches, dessen drei Fallstudien stadtischen Bruderschaften im Kirchenstaat des 14. und 15. Jahrhunderts gewidmet sind. Hauptbeispiel ist Viterbo, die an der Via Francigena gelegene Kommune im Norden Roms, in der religiose Laienvereinigungen seit der zweiten Halfte des 14. Jahrhunderts, trotz lebhafter Anfange, nicht mehr expandierten und bis nach 1450 auf eine vom Ortsbischof kontrollierte Kongregation von Flagellantengruppen beschrankt blieben. Aus welchen inneren und aueren Faktoren dieser Befund sich erklart, wird durch den Vergleich mit Orvieto und vor allem Assisi deutlich, wo die Bruderschaften sich eine starkere Position in der stadtischen Offentlichkeit zu sichern vermochten. Wahrend die wirtschaftlichen, demographischen und politischen Bedingungen in den drei Beispielstadten ahnlich waren, ergeben sich groe Unterschiede im Hinblick auf die Struktur der kirchlichen Institutionen, die in Assisi franziskanisch, in Orvieto durch Bettelorden und Kathedrale, in Viterbo durch Bischof, Hoch- und Pfarrklerus gepragt waren. Als Hauptfaktor fur die Entwicklung stadtischer Bruderschaften im Spatmittelalter ist demnach der Charakter der lokalen Kirchenorganisation anzusehen.