ISBN-13: 9783486563863 / Niemiecki / Twarda / 1998 / 413 str.
Koln, die alte Reichsstadt und Handelsmetropole, war seit dem Ende des 18. Jahrhunderts mit massiven staatlichen Regulierungsanspruchen, zunachst Frankreichs, dann Preuens, konfrontiert. Ein selbstbewutes Burgertum mit ausgepragten Traditionen stadtischer Selbstorganisation setzte dem jedoch seinen Willen entgegen, die Stadtgesellschaft jenseits des staatlichen Zugriffs zu gestalten. Die Orientierung am stadtischen "Gemeinwohl" blieb dabei eine wichtige Bedingung kommunaler Herrschaft, aber das Kolner Burgertum verteidigte nicht defensiv ein uberkommenes korporatives Stadtmodell. Aus der stadtischen Lebenswelt entstand vielmehr das Programm eines neuen Typs von burgerlicher Gesellschaft. Im lokalen Rahmen wollte das Burgertum seine Geschichte politisch wie kulturell selbst bestimmen, und bezog daraus zunehmend auch den Anspruch, die Gesellschaft insgesamt mitzuformen. Gisela Mettele spurt den vielfaltigen Facetten der Kolner Burgerwelt vom Ende der Reichsstadt bis uber die Mitte des 19. Jahrhunderts hinweg nach. Kommunale Selbstverwaltung und Armenfursorge werden ebenso berucksichtigt wie Burgerwehr und stadtische Festkultur; von zentraler Bedeutung erwies sich das bislang wenig untersuchte Kolner Vereinswesen. Gefragt wird, wie sich im Netzwerk stadtischer Offentlichkeit das Burgertum als soziale Einheit formierte, aber auch welche Spannungen und Konflikte es dabei immer wieder vor neue Zerreiproben stellte. Burgerliche Frauen - so eine wichtige Einsicht der Studie - trugen auch im offentlichen Handlungsrahmen ihren Teil zur Konstituierung des Burgertums bei. Trotz formaler politischer Rechtlosigkeit waren sie weit davon entfernt, sich nur fur die Sphare des inneren Hauswesens zustandig zu fuhlen. Offentliches Engagement und die Organisation in eigenen Vereinen war uber das ganze 19. Jahrhundert hinweg ein wichtiger, ja geradezu selbstverstandlicher Bestandteil des Selbstverstandnisses der Kolner Burgerinnen.