ISBN-13: 9783484321083 / Niemiecki / Twarda / 2001 / 184 str.
Drei in sich geschlossene Aufsatze beleuchten spezifische, unter dem gemeinsamen Nenner "Umwelterfahrung" zusammengefate Erlebniswelten eines Schriftstellers, der sich den Zwangen und Bedingtheiten seiner familiaren Situation sowie den Fremdbestimmungen seiner geistigen und literarischen Entwicklung durch Schule, Universitat und staatliche Obrigkeit anpassen mute und doch trotz aller Deformationen des aueren Lebens literarische Werke hervorbrachte, an denen formale Ungezwungenheit und stilistische Brillanz geruhmt wurden. Im aufopferungsvollen Zwist mit den straffalligen Brudern Karl und Alois trat Eduard Morike (1804-1875) als ausdauernder Kampfer und letztlich dominierendes Familienoberhaupt auf. Auch gegenuber Justinus Kerner, der zunachst die Rolle eines geistigen Ubervaters spielte, dann zeitweise auf okkultistischem Gebiet ein Gleichgesinnter war, um schlielich als Leitbild abzudanken, vollzog sich - parallel zu Morikes schriftstellerischer Sozialisation - eine deutliche Entwicklung von Passivitat zur Aktion. Morikes anfanglich starker Autoritatsglaube wich mit der Zeit immer mehr dem Autoritatszweifel, in der Beziehung zum alteren Bruder Karl, in der ungleichen Freundschaft zu Justinus Kerner sowie im Dialog zu naturwissenschaftlichen Koryphaen wie Kurr, Quenstedt oder Oppel. Bei der Betrachtung des scheinbar harmlosen Fossiliensammelns und der obskuren Beschaftigung mit parapsychischen Phanomenen werden nebenbei aus interdisziplinarer Perspektive Grundoperationen der Morikeschen Poetik sichtbar - etwa das Benennen und Beschreiben von Dingen und Sinneseindrucken, das teilweise pseudoreligiose Zuge tragt.