ISBN-13: 9783050047430 / Niemiecki / Twarda / 2010 / 309 str.
Der Antichrist und vergleichbare Figuren, Helfer oder auch Vorlaufer desselben eignen sich gut zum interreligiosen Vergleich. Welcher Bose ist am Ende der Zeiten zu erwarten, was tut er und was wird dagegen unternommen? Wie kundigt er sich an, wem gleicht er und wer unterstutzt ihn absichtlich oder gezwungenermaen - wie gewinnt er Anhanger? Wer konnte zu verschiedenen Zeiten mit ihm identifiziert werden, wie wurde er erkannt und welche Konsequenzen hatte das? In Zeiten gesellschaftlicher Krisen und Umbruche (Investiturstreit, byzantinischer Bilderstreit, Kreuzzuge, Pest, Reformationen - bis hin zur Franzosischen Revolution und dem ersten Weltkrieg), so lasst sich ohne Ubertreibung feststellen, wurde regelmaig die Antichristproblematik aufgegriffen. Die Diffamierung von Gegnern als antichrist, praecursores antichristi setzte eine Bekanntheit der Figur des Antichrist voraus, die auch in ruhigeren Zeiten in verschiedenen monotheistischen Religionen gegeben war, deren Eschatologien Gegenstand einer Tagung im September 2007 in Frankfurt am Main waren, deren Beitrage hier vorgestellt werden. Die Antichristproblematik war von erheblicher Bedeutung in Auseinandersetzungen zwischen den Religionen, nicht nur im Sinne einer gegenseitigen Diffamierung. Da die bisherige Forschung sich entweder auf die Entstehung und die geistesgeschichtlichen Hintergrunde der Figur des Antichrist konzentrierte, oder die historische Detailforschung die Brisanz und Bedeutung einer Antichristsemantik fast immer ignorierte oder gar leugnete, war es an der Zeit, sich facher- und zeitubergreifend dieser Problematik anzunehmen.