ISBN-13: 9783531122724 / Niemiecki / Miękka / 1992 / 477 str.
Der Begriff Altruismus und die mit ihm verwandten Begriffe wie z. B. Wohl wollen, Mitleid, Nachstenliebe und Sympathie dienen n. a. sowohl im All tag a1s auch in der Moralphilosophie zur Auszeichnung von guten Handlungen. Uber die Herkunft dieser mora1iscben Neigungen und Normen besteht jedoch so wohl zwischen den naiven Moralphilosophen der Alltagswelt (z. B. Eltern und Kindern) a18 auch zwischen Vertretern der akademischen Ethik wenig Einigkeit. Aber auch in den Einzelwissenscbaften, die sich um Erldarungen des menschli chen Verhaltens und der Entstehung sozialer Institutionen bemuhen, bildet d&'I Altruismusparadox eine zentrale theoretische und methodische Herausforde rung. So verwenden z. B. alle psychologischen und soziologischen 1beorierichtungen mehr oder weniger ausformulierte Konzepte des Lemens, deren Basis der Be lohnungsbegriff bildet. Setzt man aber altruistisches Verhalten mit selbstlo sen, uneigennutzigen u. a. Verhalten gleich, wie kann dann die Bereitschaft zu solch einem Verhalten nach den Lemtheorien uberhaupt erworben werden? Oder nehmen wir ein anderes Beispiel: in der Biologie ist das Altruismuspa radox aufs engste mit den Fragen nach der Evolution des Sozialverhaltens ver bunden. Definiert man hier Altruismus als selbstschadigendes Verhalten, wo durch ein Organismus seine Reproduktionschancen zugunsten eines anderen Organismus vermindert oder gar opfert, wie kann ein entsprechendes geneti sches Programm uberhaupt durch die naturliche Selektion begunstigt worden sein? Das Altruismusparadox eignet sich hervorragend als Ausgan punkt fur die Frage, welche Zusammenhange zwischen bestimmten erkemtnistheoretischen Po sitionen, der Fruchtbarkeit von Theorien und der Qualitat entsprechender Resultate der empirischen Forschung bestehen.