ISBN-13: 9783540225003 / Niemiecki / Miękka / 2004 / 666 str.
Allein mit der Beobachtungsgabe konnen wir die soziale Wi- lichkeit nicht wahrnehmen. Wir mussen uns mit Geraten aus- sten, die unsere naturlichen Fahigkeiten verstarken, so wie es fur die Beobachtung der Natur langst geschehen ist. Umfragen sind ein solches Hilfsmittel, seit dem Ende des 18. Jahrhunderts muhsam methodisch entwickelt, mit eigen- tigen Verzogerungen, gegen beharrliche Widerstande. Die empirische Tradition der Erforschung von Meinungen und Einstellungen begann - recht bescheiden - in Deutschland, schrieb der Pionier der modernen Sozialforschung Paul 1 Lazarsfeld. Aber die Tradition der deutschen Umfragen des 19. und fruhen 20. Jahrhunderts war vollig abgerissen und so gut wie vergessen, als nach 1945 Bevolkerungsumfragen in Deutschland wieder aufkamen. Man hielt sie fur eine ameri- nische Erfindung. Das neue Beobachtungsinstrument wurde kaum mit Freude begrut, nicht als Fortschritt menschlicher Erkenntnismogli- keiten gepriesen. Es weckte Unbehagen. Man wunderte sich, warum plotzlich uberall Umfrageergebnisse erschienen, in Z- tungen und im Rundfunk, in den politischen Reden ebenso wie in den Geschaftspapieren der Firmen. Zeitweise dachte man, es sei eine Mode. Heute sind Umfragen aus dem politischen und dem Wi- schaftsleben und aus vielen anderen Bereichen nicht mehr w- zudenken. Doch das Mitrauen in der Offentlichkeit ist gebl- ben.