ISBN-13: 9783486561555 / Niemiecki / Twarda / 1997 / 2025 str.
Herausgegeben im Auftrag des Auswartigen Amts vom Institut fur Zeitgeschichte. Hauptherausgeber: Hans-Peter Schwarz, Mitherausgeber: Helga Haftendorn, Klaus Hildebrand, Werner Link, Horst Moller und Rudolf Morsey. Wissenschaftlicher Leiter: Rainer Blasius. Als Bundeskanzler Erhard am 27. September 1966 die Ruckreise aus den USA antrat, ahnte er nicht, da seine Regierungskoalition nur noch wenige Wochen Bestand haben wurde. Der in der Offentlichkeit seit Monaten vorherrschende Eindruck mangelhafter und zu nachgiebiger Verhandlungsfuhrung uber den Ausgleich der Devisenkosten fur die amerikanischen Truppen in der Bundesrepublik schien sich durch die Gesprache mit Prasident Johnson zu bestatigen. Das Scheitern des Washingtoner Gipfels beschleunigte dann in dem aufgrund massiver Haushaltsschwierigkeiten gereizten innenpolitischen Klima den Sturz des Bundeskanzlers am 30. November 1966 und bildete den spektakularen Hohepunkt eines an auenpolitischen Problemen uberreichen Jahres.
Zu Jahresbeginn gelang es zwar noch, im Verhaltnis zu Frankreich die seit dem Sommer 1966 schwelende Krise in der EWG beizulegen; aber bereits die Ankundigung Staatsprasident de Gaulles am 21. Februar 1966, die franzosischen Streitkrafte aus der militarischen Integration der NATO herauszunehmen, bot neuen Zundstoff. Zudem belastete die Diskussion um die Starke der in Europa stationierten Truppen, die durch die wachsenden Zahlungsbilanzdefizite der USA und Grobritanniens sowie durch das amerikanische Engagement im Vietnam-Krieg ausgelost wurde, das Verhaltnis der Bundesrepublik zu den westlichen Verbundeten. Erst unter der Regierung Kiesinger/Brandt zeichnete sich in den Verhandlungen uber Truppenstationierung, Devisenausgleich und Verteidigungsplan eine Regelung ab, die in auffallendem Gegensatz zur Scharfe und Unnachgiebigkeit der kurz zuvor gefuhrten Auseinandersetzung stand.
Nicht zuletzt die in den beiden Banden dokumentierten Anfange einer neuen Ostpolitik tragen dazu bei, da das im Schatten der "Groen Koalition" und des Ubergangs zur sozial-liberalen Ara stehende letzte Regierungsjahr Erhards deutlichere Konturen gewinnt.