ISBN-13: 9783322914118 / Niemiecki / Miękka / 2012 / 172 str.
Mehr noch als bei einem anderen Text mag fur ein Vorwort gelten, da die Schwierigkeit darin besteht, alles das, was einem nach Fertigstellung eines Buches zunachst dazu einfallt - und am liebsten wurde man nur daruber schreiben - wegzulassen, um dann dennoch auf einige wenige Punkte zuruckzukommen, die der Autor als fur das Lesepublikum wichtig erachtet. Mein Interesse fur Hellerentstand aus einem universitaren Rahmen heraus. Ich kam an der FU Berlin Anfang der 80er Jahre uber Svetozar Stojanovic, der einige Gastvortrage am Otto-Suhr-Institut hielt, mit der Philosophie der jugoslawischen "Praxis-Gruppe" in Kontakt, deren Grundlegung eines Hu- manistischen Marxismus mich interessierte: Praxis als Schlusselbegriff, Selbsterschaffung des Menschen, Verbindung von mittelbarer und unmittel- barer Demokratie, auch die -wenn auch skeptische -Handhabung solcher wertgeladenen Begriffe wie Entfremdung und deren mogliche Uberwindung, das waren, so empfand ich damals, Fingerzeige fur einen neuen Dritten Weg zwischen Ost und West, denn die "Praxis-Gruppe" kritisierte mit existentiellem Einsatz den damals bestehenden Sozialismus, ohne das westliche Gesellschaftsmodell zu glorifizieren. Die Ideen der "Praxis-Gruppe" waren nicht eigentlich falsch; aber wahr- scheinlich ist es mit Theorien wie mit Lebensaltern: sie haben ihre Phase, dann kommt etwas Neues. Nur da bei der "Praxis-Gruppe" theoretisch nichts wesentlich Neues mehrkam. Fur den an Theorie Interessierten glanztejedoch, aus dem Spektrum des Humanistischen Marxismus hervorkommend, schon bald ein neuer Name, namlich derjenige von Agnes Heller.