ISBN-13: 9783868155198 / Niemiecki / Twarda / 2016 / 196 str.
Die vorliegende Anthologie widmet sich gleich zwei bislang nicht genügend beachteten Phänomenen des literarischen Expressionismus: den Dichterinnen der von wortmächtigen Männern beherrschten Bewegung und der Prosa, die stets im Schatten der expressionistischen Lyrik und Dramatik gestanden hat. Hartmut Vollmer legt hier eine einzigartige Sammlung mit dreißig Prosatexten expressionistischer Dichterinnen vor. Neben bekannten Namen wie Else Lasker-Schüler, Clarie Goll, Emmy Hennings, Paula Ludwig oder Henriette Hardenberg umfaßt die Anthologie viele kaum bekannte, zu Unrecht vergessene Autorinnen. Entfremdung, Wahnsinn, Liebe, die Suche nach einer (weiblichen) Existenz und Identität, soziale Not und Konflikte, Träume, Ausbruchs- uns Aufbruchssehnsüchte sind zentrale Themen der vorgestellten Texte. Die erstaunliche Breite und Vielfalt des Spektrums schreibender Frauen in der kunstrevolutionären Bewegung des Expressionismus wird in diesem Band sichtbar gemacht. Ein kenntnisreiches Vorwort führt in die Thematik ein und gibt einen Überblick über die Forschungslage.§Vierzehn Jahre nach dem Erscheinen der Erstausgabe der Anthologie (1996) liegen inzwischen neuere Untersuchungen zum Literarischen Expressionismus und so auch zur expressionistischen Prosa vor. Bei diesen neuen Studien hat der Aspekt des weiblichen Expressionismus durchaus Beachtung gefunden und ist im Kontext der Gender-Forschung behandelt worden. Auch weitere Textveröffentlichungen expressionistischer Dichterinnen zeugen von einem geweckten Interesse an den lange Zeit vergessenen und ignorierten Autorinnen. Diese neuen literarischen Publikationen sowie neue (bzw. zu korrigierende) Informationen zu den Biographien der Dichterinnen haben für die zweite Auflage der Roten Perücke eine Aktualisierung des bio-bibliographischen Anhangs erfordert.§Trotz der genannten positiven Entwicklung ist jedoch zu konstatieren, dass die Erforschung des weiblichen Expressionismus noch immer am Anfang steht und umfassend und intensiv fortgesetzt werden muss. Die nun veröffentlichte zweite Auflage der Anthologie Die rote Perücke mag dazu einen erneuten Anstoß geben.