ISBN-13: 9783836686174 / Niemiecki / Miękka / 2010 / 120 str.
Jugendwerkhofe (JWH) waren Spezialheime fur schwererziehbare und kriminelle Jugendliche in der DDR. Als Sondereinrichtungen gehorten sie zum "System der Spezialheime der Jugendhilfe." Unter der Pramisse der Form- und Planbarkeit des Menschen sollte im JWH mittels politisch-ideologischer, Kollektiv- und Arbeitserziehung "der neue Mensch" erschaffen werden. Ein Hauptaugenmerk wurde dabei auf die Entwicklung der Jugend zu "sozialistischen Personlichkeiten" gerichtet. Der Alltag im JWH war straff organisiert und durch militarischem Drill, tagliche Appelle sowie einem ausgeklugelten System aus Lob und Strafe gekennzeichnet. Eine Besonderheit im System der Spezialheime der Jugendhilfe bildete der einzig geschlossene JWH in Torgau, der als strafvollzugsahnliche Disziplinierungseinrichtung direkt dem Ministerium fur Volksbildung und damit der "Genossin Minister fur Volksbildung," Margot Honecker, unterstellt war. Als eine Art sozialistisches "Boot Camp" fur unangepasste, verhaltensauffallige und straffallig gewordene DDR-Teenager stand "Torgau" fur Angst, Drill und Strafe und kann ruckblickend als Symbol fur einen inhumanen Umgang mit "sozial auffalligen" Jugendlichen in der DDR bezeichnet werden.