Rainer Winter und Roland Eckert untersuchen in ihrer historischangelegten kultursoziologischen Studie den Zusammenhang zwischen derGeschichte der Medien und der kulturellen Differenzierung. Ihre Studie zeigt,daß die Entwicklung des modernen Kommunikationssystems einerseits zurAusbildung einer Allerwelts- und Massenkultur führt, andererseits aber dasVerhalten der Menschen in den Bereichen, die für sie von besonderer Bedeutungsind, keineswegs gleichmacht, sondern es - im Gegenteil - auf selbstgewählteThemen und Beziehungsformen hin spezialisiert. Von der Schrift bis hin zu Btx läßt sich belegen, daß dieNutzung von Medien zur kulturellen Differenzierung beiträgt. Es entstehenneue Formen der Wahrnehmung, des Verhältnisses zur Welt und des Umgangs mitanderen. Die raumübergreifenden Kommunikationsmedien fungieren dabei alsBörse von Interessen, denen überhaupt erst auf der Grundlage medialerKommunikation nachgegangen werden kann. Es kristallisieren sich höchstspezialisierte Sozialwelten und Gruppenkulturen heraus. Die Interaktivitätder Kommunikationsnetze macht die Welt also nicht zum Dorf, wie McLuhanmeinte, sondern bringt gleichsam viele ¶Dörfer in der Welt¶ hervor.Die so möglichen ¶Wahlnachbarschaften¶ gewinnen für dieMedienrezipieten oft existentielle Bedeutung, da sie sinngebende Inhaltevermitteln und die Verwirklichung persönlicher Beziehungen erlauben. DieHerausbildung von neuen Gruppenkulturen durch ihre mediale Vermittlung stehtso nicht im Gegensatz zum Prozeß der wachsenden Individualisierung in derheutigen Gesellschaft, sondern diese neuen Gesellungsformen erlauben geradeeinen Zugewinn an persönlicher Identität. Aus dem Inhalt: I. Die Diskussion um die Wirkung von Medien II. Schrift III. Druck IV. Photographie V. Konservierung und Transport des Tons VI. Die Öffnung des unendlichen Fensters: Kino, Fernsehen, VideoVII. Dezentrale Netze VIII. Die Fragen der aktuellen Mediendiskussion IX. Die Verwandlung der Welt durch die Medien