ISBN-13: 9783746670898 / Niemiecki / Miękka / 2011
Anfang der dreißiger Jahre war "Hans Fallada" Bestsellerautor. Mit seinem Welterfolg Kleiner Mann - was nun? rettete er den Verlag seines Freundes Ernst Rowohlt 1932 vor dem Bankrott. Obwohl sein Werk auch heute noch weithin gelesen wird, ist doch der Mann, der sich hinter dem Künstlernamen "Hans Fallada" verbirgt, noch immer relativ unbekannt. Sein Ansehen schwankte mit der jeweiligen politischen Entwicklung, nach seinem Tod im Jahre 1947 ebenso wie schon zu Lebzeiten. Doch seine literarische Produktivität - Romane, Erzählungen, Kinderbücher, Gedichte, Übersetzungen, Rezensio-nen, Briefe - ist erstaunlich. Er besaß einen scharfen Blick für das zeitgeschichtliche Geschehen, und in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts ist sein Erzähltalent unübertroffen. Die differenzierte Beurteilung eines Schriftstellers, der in turbulenten Zeiten ein turbulentes Leben führte und sich allen Widrigkeiten zum Trotz den Glauben an universelle menschliche Werte bewahrte, ist fünfundfünfzig Jahre nach seinem Tode überfällig.§Aus der Einleitung von Jenny Williams§Hans Fallada lebte viele Leben und viele auf einmal: als Trinker, Morphinist, Gefängnisinsasse, als liebevoller Familienvater und manischer Schreiber. Sein Werk reicht vom Welterfolg Kleiner Mann - was nun? bis zu Belanglosem. Auch hier extreme Gegensätze. In der Welt seiner Bücher war er Hans Fallada. Hier konnte er seine persönlichen Konflikte ausleben und Spannungen lösen. Im Alltagsleben blieb er Rudolf Ditzen, der den Belastungen - an seinen literarischen Figuren mit psychologischer und soziologischer Präzision beschrieben - nicht standhielt. Die Einsicht in seine Schwäche war Quelle seiner künstlerischen Inspiration, aber auch der Grund seiner seelischen Qualen. Er lebte nicht nur mehr Leben als eins, er starb auch mehr Tode als einen.§Die irische Fallada-Forscherin Jenny Williams stellt die gängigen Klischees und Legenden über den Autor in Frage. Sie beschreibt die widerspruchsvolle Biographie von Ditzen-Fallada gestützt auf Quellen, die in diesem Ausmaß bisher noch nicht erschlossen wurden. Dazu gehören vor allem die zahlreichen Briefe aus dem Fallada-Archiv, die unveröffentlichten Erinnerungen der Eltern und persönliche Gespräche mit Anna (Suse) Ditzen.