ISBN-13: 9783662452066 / Niemiecki / Twarda / 2015 / 249 str.
Wie steht die Medizin zum Tod? Wie hat sich dieses Verhaltnis uber die Jahrhunderte hinweg verandert? Daniel Schafer zeichnet die spannende Geschichte einer langen Annaherung nach. Sein Buch ist im Kern medizinhistorisch, entfaltet aber mit vielfaltigen Bezugen zu Kulturgeschichte, Literatur, Ethnologie, Archaologie und Kunstgeschichte ein breites Panorama. Der zeitliche Bogen reicht von der klassischen Antike bis ins 21. Jahrhundert, der Schwerpunkt liegt auf der europaischen Gedankenwelt. Immer wieder stellt der Autor die Verbindung her zu den vielfaltigen heutigen Diskussionen um Krankheit, Sterben, Pflege und Tod. Die Darstellung der Wechselwirkung von medizinischem Denken und gesellschaftlichen Einflussen im Umgang mit dem Tod bietet nicht nur hochinteressante Einblicke in die vorherrschenden Denkweisen und Einschatzungen verschiedener Epochen, sondern schafft auch ein besseres Verstandnis fur die unterschiedlichen Facetten der aktuellen Debatten. _____ Es gibt erstaunlich viele Beruhrungspunkte zwischen der heutigen Medizin und dem Tod: Arzte versuchen ihn zu definieren oder wenigstens zu beschreiben; sie ringen um sichere Anzeichen dafur, dass er bevorsteht oder eingetreten ist. Mediziner nehmen ferner angesichts des Todes sehr unterschiedliche Rollen ein: Sie kampfen gegen ihn, aber sie begleiten auch ihre Patienten oder helfen ihnen sogar beim Sterben. Und selbst nach dem Ableben beschaftigt sich die Heilkunde intensiv mit der Leiche, um Todesursachen exakt festzustellen, Organe fur lebende Patienten zu entnehmen, die Qualitat von Therapien zu uberprufen und zu verbessern oder um den wissenschaftlichen Nachwuchs aus- und weiterzubilden. Diese Vielzahl an Begegnungen zwischen Arzt und Tod wurzelt in der abendlandischen Geschichte. Der historische Blick, den dieses Buch vornimmt, dokumentiert nicht nur interessante Bezuge zwischen den so unterschiedlichen Themen; er zeigt vor allem eine bahnbrechende Annaherung zwischen den beiden Antagonisten wahrend der vergangenen Jahrhunderte und erklart aus dem Kontext, wie es dazu kam: Wo fruher Sterbende und Leichen gemieden wurden, bilden sie heute einen Fokus der Medizin. Und unter ihrem Einfluss haben sich Ursachen, Orte und Umstande des Sterbens dramatisch verandert. "