ISBN-13: 9783531118079 / Niemiecki / Miękka / 1987 / 308 str.
Es gibt in der Strafrechtswissenschaft die Tradition und auch vielleicht die Notwendigkeit, bestimmte Fragestellungen und Probleme mit Hilfe anderer Disziplinen zu bearbeiten und zu losen. Das nutzt der Rechtswissenschaft, er moglicht aber auch diesen anderen Disziplinen einen Zugang zur Praxis und praktischen Wirksamkeit, den viele von ihnen sonst kaum erhalten konnte- das gilt insbesondere fur philosophische Theorien. Ich mochte hier versuchen, an diese Tradition anzuknupfen und werde im folgenden einige Schnittpunkte der Strafrechtswissenschaft mit Themen der Philosophie und Sozialwissen schaft zum Gegenstand der Untersuchung machen. In diesem Zusammenhang geht es mir auch um den Nachweis, dass die modernen Ansatze in der analytisch orientierten Sozialphilosophie und Ethik nicht zwangslaufig sozialtechnologi sche und behavioristische Konzeptionen favorisieren mussen und dass Argu mente fur Freiheit und Gerechtigkeit keine Domane der traditionellen Philo sophie sind, die vor allem in der deutschen Rechtswissenschaft oft immer noch als einzige Partnerin akzeptiert wird. Der Versuch, interdisziplinar zu arbeiten, ist von zahlreichen Gefahren be droht, eine davon hangt zusammen mit der ungemutlichen Alternative, entwe der von den Vertretern der jeweiligen Einzeldisziplin den Vorwurf zu horen, man habe sich in ihrem Fach nur dilettantisch und amateurhaft bewegt oder aber - wenn man diesem Vorwurf glucklich entgangen sein sollte - auf Ver standnislosigkeit und Langeweile zu stossen, wenn die jeweils fremde Thema tik behandelt wird. Nun kann man zwar nicht beiden Alternativen entgehen, aber man hat eine faire Chance, von beiden betroffen zu werden."