ISBN-13: 9783484680142 / Niemiecki / Twarda / 2001 / 424 str.
Im 18. Jahrhundert verliert die Rhetorik ihre herausragende Stellung im Bildungssystem, ihre Kraft gegenuber der Philosophie und ihre Bedeutung fur die Poesie. Und doch erweist sie sich als unverzichtbar. Friedrich Schlegel (1772-1829) setzt sich intensiv und kritisch mit der Rhetorik auseinander. Sein romantischer Rhetorikbegriff bildet das Ende der Rhetorikgeschichten im 18. Jahrhundert. Der erste Teil dieser Studie untersucht systematisch Schlegels Vorstellungen von Rhetorik. Erlautert wird Schlegels Kenntnis und Rezeption des Kanons. Beantwortet werden Fragen nach der Bedeutung seiner 'absoluten Rhetorik' innerhalb des romantischen Theoriegebaudes, im Spiel mit romantischen Wechselbegriffen und Gedankenfiguren. Schlegels Rhetorikbegriff verlat den rhetorischen Wirkungsrahmen: Rhetorik wird poetisiert, potenziert, verliert an konkreter Absichtlichkeit. Aber diese Romantisierung bestatigt nicht die Behauptung, Rhetorik sei um 1800 untergegangen. Im zweiten Teil der Arbeit werden - im Hinblick auf die Romantik - die Gegenlaufigkeiten in der Rhetorikgeschichte und die jeweils zugrundeliegenden Rhetorikbegriffe dargestellt. Die kontraren Thesen 'Verfall' oder 'Weiterleben' der Rhetorik im 18. Jahrhundert betreffen unterschiedliche Aspekte des rhetorischen Phanomens. So sehr einerseits rhetorische Intentionalitat aufgehoben wird, werden andererseits in der Romantik Bedingungen fur eine 'rhetorische Vernunft' neu ermoglicht. Schlegels 'unbestimmte Rhetorik' steht am Anfang der Transformation der Rhetorik in die moderne Literatur sowie einer Berufung auf Rhetorizitat - und also auch am Beginn der gegenwartigen Entgrenzung des Rhetorikbegriffs.