ISBN-13: 9783050045603 / Niemiecki / Twarda / 2009 / 502 str.
ISBN-13: 9783050045603 / Niemiecki / Twarda / 2009 / 502 str.
Mitte des 8. Jahrhunderts wechselten sowohl im Frankenreich als auch im islamischen Kalifat die Herrscherdynastien, Merowinger und Umayyaden wurden nahezu zeitgleich durch Karolinger bzw. Abbasiden ersetzt. Wahrend die Abbasiden behaupteten, als Verwandte des verstorbenen Propheten Mohammed uber ein spezielles, erbliches Charisma zu verfugen, das ihnen den Zugang zu einem unvergleichlichen, islamisch begrundeten Herrschaftswissen eroffne, konstruierten die Karolinger mit Hilfe der Kirche, namentlich des romischen Papsttums, ein besonderes Amtscharisma, mit dessen Hilfe sie sich als Exponenten eines verchristlichten Herrschertums und als geistliche Verwandte des Nachfolgers des heiligen Petrus inszenierten. Trotz aller Unterschiede versuchten beide Dynastien, sich als Exponenten eines sakral konnotierten Herrschertums zu etablieren. Die konkreten Spielraume, die sich den politischen Akteuren eroffneten, hingen jedoch entscheidend von den historischen Rahmenbedingungen ab, namentlich vom jeweiligen Stadium der religiosen Traditionsbildung und den vorherrschenden religios-kulturellen Paradigmen zur Vergangenheitsrezeption. Untersucht werden erb- und amtscharismatische Konzeptualisierungen der Herrschaft, Fragen der Rekrutierung von Eliten sowie Probleme der Instrumentalisierung und Transformation religioser Vorstellungen zum Zweck der Integration politischer Gemeinwesen. Durch die Analyse zweier komplementarer Phanomene aus der christlich-lateinischen sowie der arabisch-islamischen Geschichte leistet die Arbeit einen Beitrag zur Konzeptualisierung einer politischen Kulturgeschichte in der Vormoderne. Die theoriegeleitete, komparative und problemorientierte Untersuchung macht Methoden und Konzepte der Historischen Komparatistik fur die Fruhmittelalterforschung fruchtbar und unterstutzt auf diese Weise die geschichtswissenschaftliche und mediavistische Theoriebildung.