ISBN-13: 9783050035079 / Niemiecki / Miękka / 2000 / 214 str.
Fragen wir nach den Pflichten und Rechten, die wir einander gegenuber haben, so ist die erste Antwort der Moderne, dass es Pflichten und Rechte der Gleichheit sind: Gleichheit ist die vorrangig nromative Idee der Moderne. Das gilt im Moralischen ebenso wie im Politischen. Gleichheit ist die Grundidee der modernen Moralphilosophie und der modernen Verfassungsstaaten. Die moderne Begrundung und Durchsetzung der Gleichheitsidee begleitet jedoch wie ein Schatten eine andere Einstellung: eine Haltung der 'Befragung' der Gleichheit. Diese andere Einstellung betrachtet die Gleichheitsidee von auen, in ihren Folgen fur das Leben der Individuen; sie betrachtet die Gleichheit in ihren Brechungen und Spiegelungen in deren Leben. Das ist die Methode der Befragung der Gleichheit: Sie ist eine 'Reflexion' der Gleichheit im Verhaltnis zur Individualitat. Die Idee der Gleichheit kann fur die Individuen Einschrankungen, gar Verzerrungen und Verletzungen bedeuten; was fur alle gerecht ist, ist nicht fur jeden gut. Das ist der Inhalt der Befragung der Gleichheit: Sie ist eine 'Kritik' der Gleichheit am Mastab der Individualitat. Christoph Menke geht es in seinem Buch um dieses Unternehmen einer Befragung der Gleichheit. Dazu bezieht er sich auf wichtige Stationen ihrer Geschichte: die romantische Revolutionskritik (Burke, Schiller), Nietzsches Genealogie der Moral, Schmitts Theorie der Souveranitat, Adornos negative Dialektik der Gleichheit. Zugleich betrachtet er die gegenwartigen philosophischen Debatten um die Idee der Gleichheit: die Debatte um den Begriff der Gerechtigkeit (Derrida); um den Wohlfahrtsstaat (Luhmann, Taylor, Foucault); zwischen Liberalismus und Kommunitarismus (Rawls).