ISBN-13: 9783050041872 / Niemiecki / Twarda / 2006 / 1025 str.
Mit der Wiederaufnahme der Arbeit am Philosophischen Briefwechsels, der Zweiten Reihe der Akademie-Ausgabe, erscheint der 1926 gedruckte Erste Band nunmehr in einer zweiten, vollstandig neubearbeiteten, erganzten und erweiterten Ausgabe. Wegen des grossen Umfangs der Neubearbeitung war es angemessener, eine Neuausgabe zu erstellen, als die vorgenommenen Berichtigungen, Erganzungen und Erweiterungen im Folgeband der Reihe nachzutragen. Gegenuber der Erstausgabe von 1926 wurden den Brieftexten ein vollstandiger wissenschaftlicher Apparat (der die Uberlieferungen, Textvarianten, Erlauterungen und die Vorbemerkungen zur Veranlassung und biographisch-genetischen Einordnung der Briefe enthalt) sowie alle Register und Verzeichnisse (Personen, Schriften, Sachen, Korrespondenten, Fundorte, Absendeorte, Siglen und Abkurzungen) beigefugt. Ausserdem konnte die Zahl der Korrespondenten um 9 (Cluver, Elsholz, Herzog Ernst August, Hooke, Horb, Portner, Ph. J. Spener, Stensen, Spitzel), die der Briefe um 26 vermehrt, so dass der Band nun 284 Briefe von 70 Korrespondenten enthalt. Schliesslich ist der Band mit einem Vorwort und einer neuen Einleitung versehen worden. Insgesamt hat sich damit der Umfang des Bandes um fast das Doppelte erweitert. Die sich nun - aufgrund der dem Band hinzugefugten Untersuchungen und Erlauterungen - starker in ihrer gegenseitigen Verflechtung darbietende Korrespondenz lasst Leibniz' philosophische Entwicklung von seiner Studienzeit in Leipzig, Jena und Altdorf und der ersten beruflichen Tatigkeit in Mainz uber seinen vierjahrigen Paris-Aufenthalt und die Anstellung am Hof von Hannover bis zum Winter des Jahres 1685/86 verfolgen, in dem er mit dem "Discours de metaphysique" eine erste systematischen Zusammenfassung seiner philosophischen Grundgedanken entwarf. Von der grossen Spannbreite des Leibnizschen Denkens zeugen u. a. die grossen Briefwechsel mit seinem Lehrer Jakob Thomasius uber Aristotelische und moderne Philosophie, mit Conring uber juristische, naturrechtliche und erkenntnistheoretische Fragen, mit dem Cartesianer Eckhard uber den Cartesischen Gottesbeweis, mit Foucher uber metaphysische Probleme, mit dem Sekretar der Royal Society uber die Grundlagen der Physik und neue naturwissenschaftliche Entdeckungen, mit den Jungius-Schulern Placcius und Vagetius uber Jungiana sowie wissenschaftstheoretische und juristische Fragen, mit dem Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels uber theologisch-philosophische Themen und die Frage seiner eigenen Konversion zum Katholizismus; aber auch einzelne gewichtige Briefe wie die an Hobbes, Velthuysen, Fabri sind zu nennen oder der erste Brief an Arnauld, der ausfuhrlich und umfassend seine philosophisch-theologische Einstellung dokumentiert. Hierbei klingen alle grossen Themen seiner spateren Philosophie an wie die naturphilosophische Grundlegung der Physik, die Entwicklung eines anticartesischen Korperbegriffs und eines neuen Substanzbegriffs, das Projekt einer Scientia generalis und dazugehorigen Charakteristik, die wissenschaftstheoretische Grundlegung der Philosophie durch eine formale Logik und ein formales Wahrheitskriterium, schliesslich auch Fragen zur naturlichen Theologie und zu einer Rechtsreform und naturrechtlichen Begrundung des Rechts. Die Veroffentlichung des Zweiten Bandes der Reihe, der den philosophischen Briefwechsel von 1686 bis 1694 umfasst, wird unmittelbar folgen."