ISBN-13: 9783110554588 / Niemiecki / Miękka / 2017 / 237 str.
ISBN-13: 9783110554588 / Niemiecki / Miękka / 2017 / 237 str.
Zentrale Werke der nachmetaphysisch orientierten Sozialphilosophie bestimmen Moral in einer rechtstheoretisch verkurzten Weise, indem sie dem aueren, reziproken Rechtfertigungsdruck magebliche Relevanz beimessen, und beziehen die Logik des Vetrags auch auf das 'Wir' personlicher Beziehungen. Damit bleiben signifikante Aspekte des Moralischen unterbelichtet. Im Rekurs auf Kant und Hegel lassen sich dagegen Elemente fur eine angemessenere Auffassung gewinnen: Wird Autonomie im Sinne von Kants Konzeption der inneren Freiheit als Selbstgesetzgebung bestimmt, tritt die Verpflichtung der Zuwendung zur Individualitat der anderen hervor - primar die Pflicht des Zuhorens, die auch globale Relevanz besitzt -, und die Vermittlung von Moral und Gluck stellt sich in einer subtileren Weise dar, als die gangige Rigorismuskritik annimmt. Von Hegel her kommt in Sicht, wie die Idee der 'wahren Liebe' in einer fur heutige Geschlechterbeziehungen plausiblen Form formuliert werden konnte. Vor diesem Hintergrund kann auch das Verhaltnis von Moral, Recht und Religion anders durchdacht werden als in jenem Diskurs, der eine Gleichsetzung von Vernunft und sakularem Denken vornimmt, und die Frage der religiosen Pluralitat im liberalen Verfassungsstaat erscheint in neuem Licht.
Die nachmetaphysische Sozialphilosophie ist von einer kontraktualistischen Verkürzung der Moral geprägt. Was dadurch ausgeblendet wird, bringt der Band im Rekurs auf Kant und Hegel ans Licht: die Pflicht zur Kultivierung des Zuhörens und eine Idee der "wahren Liebe", die für heutige Geschlechterrelationen Relevanz hat. Auch das Verhältnis von Moral, Recht und Religion wird neu, ohne Gleichsetzung von Vernunft und säkularem Denken, durchdacht.